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Macht Berlin krank?

■ Polizist mit „Berlin-Phobie“ entlassen

Gibt es eine Berlin-Phobie? Genau das wollte ein Berliner Polizist dem Gericht weismachen. Bereits 1991 bat er nach Angaben eines Sprechers des Verwaltungsgerichts um seine Versetzung nach Nordrhein-Westfalen, weil er an einer Berlin-Phobie leide. Die Berliner wollten ihn zwar gehen lassen, aber die Kollegen im Westen lehnten dankend ab. So zog der Polizist, dessen Alter mit „Mitte dreißig“ angegeben wurde, ins Westfälische, blieb seit Januar 1993 dem Dienst unentschuldigt fern und ignorierte vier schriftliche Weisungen seines Dienstherrn. Seine Begründung: das Gutachten eines Diplompsychologen, der dringend davon abriet, sich den „extremen, starken psychischen Belastungen“ in Berlin auszusetzen. Als wegen fehlender „Hingabe an den Beruf“ 1993 die Gehaltszahlungen eingestellt wurden, zog der „Berlinkranke“ Polizist vor Gericht. Gestern teilte das Verwaltungsgericht mit, daß die Disziplinarkammer in dem nichtöffentlichen Prozeß im Oktober zu dem Schluß kam, daß der Beamte trotz seiner „besonderen Persönlichkeitsstruktur“ zumindest allgemein dienstfähig gewesen sei. Wegen Verstoßes „gegen die Gehorsamspflicht“ wurde er aus dem Dienst entlassen. wahn

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