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Gelernt wie gedruckt

■ „Nach der Schule - Stift bei Hauschild“: Ausstellung der Schulgeschichtlichen Sammlung

Auf einem Plakat aus dem Jahre 1931 zündet sich ein junger Herr eine „Alva“-Zigarette an. Auf dem Bild daneben wirbt ein wuchtiges Ochsenhaupt für die Mastviehausstellung, die während der Frei

marktfestwoche 1932 im Schlachthof stattgefunden hat. Beide Plakate sind momentan in der Ausstellung „Nach der Schule – Stift bei Hauschild“ zu sehen, die derzeit in der Schulgeschichtlichen Sammlung Bremen gezeigt wird. Sie handelt von ehemaligen SchülerInnen der Versuchsschule an der Staderstraße, die in den 20er und 30er Jahren als Lehrlinge in der grafischen Abteilung der Bremer Druckerei H. M. Hauschild ausgebildet wurden. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Schulgeschichtlichen Sammlung, Ursula Karr, suchte dazu im Staatsarchiv und bei Zeitzeugen nach Dokumenten und Arbeiten aus der Zeit dieser Reformschule und dem Druckereibetrieb.

Eine Versuchsschule ähnlich dem Waldorf-Prinzip

Während der Weimarer Zeit gab es in Bremen drei Reformschulen, eine davon war die Versuchsschule Staderstraße. Sie wurde 1921 gegründet. Im Jahre 1933 wurde die Schule von den Nationalsozialisten in eine reguläre achtklassige Volksschule umgewandelt. In der Versuchsschule sollten Neigungen, Begabungen und Erleben der SchülerInnen Basis aller Bildung sein. Lehrer und Kinder wollten in gleichberechtigter Partnerschaft eine Werkgemeinschaft bilden. Die Erziehung der Schüler zu selbsttätigen und selbstverantwortlichen Menschen, die ihr Leben und ihr gesellschaftliches Umfeld gestalten können, war das Hauptziel. In kreativer und gestalterischer Hinsicht könnte man die Versuchsschule mit den heutigen Waldorfschulen vergleichen.

Das freie künstlerische Schaffen spielte beim Lernen nach dem Prinzip des Arbeitsunterrichts eine wesentliche Rolle. Neben dem Klassenunterricht fanden viele Arbeitsgemeinschaften statt. Es wurde Theater gespielt oder musiziert, gezeichnet, gemalt oder gedruckt. In einem Zeitungsausschuß erschienen die Schulzeitungen „Unsere Schule“ und „Blätter der Schulgemeinde der Versuchsschule an der Staderstraße“, die von Schülern mit selbstgefertigten Linolschnitten illustriert wurden.

Die Versuchsschullehrer legten großen Wert auf die Öffnung ihrer Schule. Sie ließen die Schüler an privaten Musizier- und Literaturabenden teilnehmen und konnten junge Künstler für die Schulmitarbeit gewinnen. Schließlich stellten die Lehrer Kontakte zu Betrieben her, in denen die Kinder nach der Schule ihren Vorlieben und Fähigkeiten entsprechende Lehrstellen bekommen konnten. Einige der Schüler wurden von ihrem Lehrer Wilhelm Berger in die alteingesessene Bremer Druckerei H. M. Hauschild vermittelt. Die Werbeabteilung der Druckerei hatte in den 20er und 30er Jahren einen guten Ruf. In dieser Zeit konnten die Lehrlinge in der graphischen Abteilung eine vielschichtige und anspruchsvolle Ausbildung als Lithograf oder graphischer Zeichner absolvieren. Sie waren beteiligt beim Entwurf von Reklameplakaten; in erster Linie Werbung für Tabakwaren und Kaffee. Viele nutzten die

Der Druckerberuf mit grafisch-gestalterischen Fertigkeiten

Gelegenheit, sich abends nach den zehnstündigen Arbeitstagen in der Gewerbeschule und der Kunstgewerbeschule weiterzubilden oder machten sich als Grafiker selbstständig. Biografische Dokumente und Arbeiten aus Schul- und Lehrzeit machen die vielseitigen Ausbildungsstationen sichtbar. Sie zeugen von einer grafisch-gestalterischen Kunstfertigkeit, die in den heutzutage eher technisch orientierten Drucklehrberufen nicht mehr vermittelt werden können.

Begleitend zur Ausstellung wird der Film „Berger war mein zweiter Vater“ mit Erinnerungen des ehemaligen Versuchsschülers und Hauschild-Lehrlings Rudi Koepf von Holger Wessels, Landesbildstelle Bremen, gezeigt. Sonntags besteht für die Besucher in der Zeit von 11-13 Uhr die Möglichkeit, unter der Anleitung des ehemaligen Hauschild-Druckers Georg Götz an einer Boston Tiegel Druckpresse aus dem Jahre 1890 Weihnachts- und Glückwunschkarten selbst zu gestalten und zu drucken.

Niels Wellbrock

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