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Polizeirazzia in 66 Sprayerwohnungen

■ Zweite Großaktion der Polizei innerhalb eines Jahres gegen die Sprayer-Szene. 31 Ermittlungsverfahren eingeleitet

Die Polizei hat gestern Morgen eine Großrazzia in der Graffiti- Szene durchgezogen. Dabei wurden 66 Wohnungen durchsucht, gegen 31 Personen Ermittlungsverfahren eingeleitet und, wie es in der Pressemeldung des Polizeipräsidenten hieß, „umfangreiches Beweismaterial sichergestellt“. Darunter seien Sprühdosen und Graffitivorlagen sowie Fotos und Videofilme von den Sprayaktionen. Außerdem seien Diebesgut (Kleidung, Schreibwaren, „hochwertige Bestecke“), Waffen (Messer und „Schlaggeräte“) sowie Drogen gefunden worden. Ein Sprayer sei schon in der Nacht zuvor wegen bewaffneter räuberischer Erpressung festgenommen worden.

Polizeipräsident Hagen Saberschinsky bewertete in einer ersten Stellungnahme die Aktion als Erfolg, mit der das verstärkte Vorgehen gegen Gaffiti-Sprayer fortgesetzt worden sei. Er begründete die Maßnahme gegen die Sprayer damit, daß jährlich Schäden in Höhe von mehreren Millionen Mark entstünden.

Es handele sich nicht um Kavaliersdelikte, sondern um Straftaten. Zudem gäbe es eine Beschaffungskriminalität unter den Sprayern, wie auch die Durchsuchungen gezeigt hätten. Diese Aktion ist die zweite Großrazzia gegen Gaffiti-Sprayer in diesem Jahr. Im Januar wurden insgesamt 85 Wohnungen durchsucht. Durchgeführt wurde sie von der Sonderkommission „Graffiti“ der Polizeidirektion4. Die Ermittlungsgruppe wurde erst Mitte Dezember vergangenen Jahres gegründet. Sie besteht aus Polizeibeamten und acht Beamten des Bundesgrenzschutzes. Innerhalb der Sonderkommission geht man davon aus, daß durch die gestrige Razzia, die Sprayer-Szene erneut stark verunsichert worden ist. Bereits jetzt sei eine Zersplitterung der vormals festen Strukturen festzustellen.

Die Aktion erstreckte sich über das gesamte Stadtgebiet. Welche Stadtteile Schwerpunkte der Aktion bildeten, wie alt und wer die mutmaßlichen Graffiti-Sprayer sind, welche Drogen gefunden wurden – zu all diesen Fragen wollte die Polizei keine Angaben machen. Beim Bundesgrenzschutz selbst wußte Pressesprecher Volker Amler noch nichts von der Razzia. „Seitdem unsere Beamten der Berliner Polizei unterstehen, sind die wie weg von uns.“ Amler konnte lediglich bestätigen, daß das Lagezentrum des Bundesgrenzschutzes im Laufe des Vormittags von der Aktion informiert wurde.

Die Sonderkommission „Moritz 30“, die bei der BVG seit zwei Jahren Jagd auf Graffiti-Sprayer macht, war zwar an der Razzia nicht beteiligt, spielt aber bei den Ermittlungsverfahren eine bedeutende Rolle: Ihre umfangreiche Fotodokumentation von „Tags“ und „Images“ soll zur Identifikation und Überführung der Sprayer wesentlich beitragen. Gereon Asmuth

Christoph Oellers

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