■ Cash & Crash: Eine deutsche Börse soll genügen
Berlin (taz/rtr) – Die Regionalbörsen Düsseldorf, München und Berlin wollen mit der Frankfurter zusammengehen. Bei anderen Börsen wie Stuttgart und Bremen regt sich Widerstand gegen ein Börsenmonopol in Deutschland. Ab 1997 soll die Deutsche Börse AG vom Main aus den Betrieb der Wertpapiermärkte übernehmen, meldet das Handelsblatt. Die Börsen werden einen gemeinsamen Kurs ermitteln, die derzeit üblichen verschiedenen Kurse für eine Aktie sind vorbei. Der Zusammenschluß soll Kosten sparen, weil zum Beispiel die Börsenaufsicht einfacher wird. Mit der Kooperation soll auch der von Frankfurt favorisierte Computerhandel eingeführt werden. Der bekannte Hexenkessel der Händler auf dem „Parkett“ gehört damit der Vergangenheit an, die Makler würden arbeitslos. Nicht nur eine soziale Frage: „Beim Computerhandel in der beabsichtigten Form läge auch die Höhe der Orders für einzelne Wertpapiere offen“, sagt Claus- Jürgen Diederich, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kursmakler. „Damit können sich Marktteilnehmer ausrechnen, wieviel Geld es kostet, einen Kurs zu verändern“, meint er. De facto würden die großen Banken den Kurs festlegen und nicht mehr die Makler – laut Diederich gefährlich, weil die Banken im Gegensatz zu den Maklern mit Kursveränderungen Gewinne machen.
Daß die Banken über 80 Prozent der Aktien an der Deutschen Börse AG halten, ist auch für Axel Schubert, Geschäftsführer der Bremer Börse, ein Knackpunkt. „Gegen einen bundesweiten Aktienkurs haben wir nichts, wohl aber gegen eine einzige Börse“, sagt Schubert. Damit wäre der Wettbewerb im Aktienbereich beendet, mit dem mehr mittelständische Unternehmen und Privatanleger an die Börse geholt werden sollten. Ein Vorteil für die großen Banken: Sie verkaufen im Gegensatz zu angelsächsischen Instituten sowohl Kredite als auch Dienstleistungen für Aktienemissionen. Weil Kredite weniger Beratung erfordern und den Banken mehr Mitsprache garantieren als das Geldaufnehmen über die Ausgabe von Aktien, haben sie kein Interesse an einem Wettbewerb der Börsen um neue Kunden. rem
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