: Luschig & Laessig
■ Nach bitterem 1:2 in Gladbach fahndet Uerdingens Funkel nach Tore-Erzielern
Mönchengladbach (taz) – Noch auf der Heimfahrt im Zug machten die vier Wochenendticketler Lärm für vierzig. Aus dem westfälischen Rheine begeben sie sich regelmäßig an den Niederrhein, um als rot- blau-bekuttete Sonderlinge dem KFC Uerdingen den Rücken zu stärken. Dreieinhalb Stunden hin, dreieinhalb Stunden zurück, nur um sich Luschen wie Laessig oder Graupen wie Grauer anzugucken? Der Trinkfesteste von ihnen mag all diese Häme nicht mehr hören: „Na und? Immer noch besser als diese Scheißgladbacher!“
Wenn derartigen Verlautbarungen auch generell nicht zuzustimmen ist – am Samstag hatte der junge Mann recht. Auf dem Bökelberg waren die Krefelder die besseren – und doch wieder einmal die Verlierer. Fußball-Lehrer Friedhelm Funkel macht nach dem unverdienten 1:2 auf trotzigen Optimismus: „Im nächsten Spiel werden wir St. Pauli mit aller Macht schlagen.“ Sosehr ihnen der Erfolg auch zu gönnen wäre, weil sie sich nicht nur vom Joch der Pillendreher, sondern mit Spielkultur auch vom Image der unansehnlichen Hauruck-Bolzer befreit haben: Fest steht, daß der KFC erst zwei Saisonsiege hat; die zweitbeste Hintermannschaft mit nur 17 Gegentreffern nutzt nämlich nichts, wenn die Angreifer in 16 Spielen ganze 13mal das Tor treffen.
Allein gegen die desolate Defensivabteilung des Tabellendritten hätten die Gäste ein halbes Dutzend Tore schießen können. Aber Lusch zielte drüber, Jüptner drosch daneben, Steffen traf Aluminium, Wedau senste vorbei, Meijer scheiterte an Kamps, und Grauer brachte einen Kopfball aus drei Metern nicht im Tor unter. Und über Kapitän und Mittelstürmer Laessig schweigt man besser still. Einmal fiel er immerhin hin, prompt gab es Elfer: Meijer zeigte dem zuletzt zweimal glücklosen Kollegen Steffen, wie man einlocht. Doch weil Schiedsrichter Strampe auch auf der anderen Seite einmal Strafstoß pfiff, Dahlin zudem nach Wynhoffs Traumzuspiel zum zwölften Saisontor einschießen durfte und der schwache Effenberg sich über zwei Lattentreffer ärgern mußte, hieß es am Ende 2:1 für die Gastgeber statt 6:4 für die Gäste. Angesichts eines derartigen Ungleichgewichts räumte Friedhelm Funkel denn auch ein, daß man sich nun wohl nach neuem Sturmpersonal umgucken werde. Holger Jenrich
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