Arme Millionenerben

■ betr.: „Viel Geld kann einen fertig machen“ (Geld + Versicherun gen), taz vom 25./ 26. 11. 95

Manche Interviews auch. Alfred Platow von der Versico AG weiß, wie man den „Erbschock“ – mir kommen die Tränen – linker Millionenerben betreut: Nach dem Motto „keine Mark dem Staat“. Womit sich nicht nur ein gutes Geschäft machen läßt, sondern was – man lese und staune – als „politische Grundüberzeugung“ von Alfred Platow und Versico daherkommt. Bei aller Kritik an der real existierenden Verwendung von Steuermitteln: Es fällt schwer, Platows Äußerungen noch zu unterscheiden von den Auslassungen wirtschaftsliberaler Ideologen, deren Anti-Steuer-Kampagnen bislang noch immer zu Lasten sozialstaatlicher Funktionen gegangen sind. Ich empfehle den zu reiseleitenden Rentiers gewordenen Millionenerben eine Reise zum Beispiel in die USA (Alfred bitte mitnehmen). Dort kann man sich auf Schritt und Tritt davon überzeugen, welche Bevölkerungsschichten die Rechnung derartiger Entstaatlichungstendenzen (inklusive niedriger Steuersätze) zahlen. Denen kann es piepegal sein, ob zum Beispiel in der (kapitalertragssteuerfreien) „versirent“ aus dem Hause Versico zehn Prozent des Anlagekapitals ökologisch (und immerhin 90 Prozent „stinknormal“) angelegt werden. [...] Christiane Salchow, Hamburg