: Probesitzen am Senatstisch
■ Personalkarussell bei Senatsbesetzung kommt in Fahrt. Radunski, CDU, als Innensenator nicht ausgeschlossen
Noch vor dem SPD-Parteitag am 15. Dezember, dem voraussichtlich die offiziellen Koalitionsverhandlungen mit der CDU folgen werden, wird es ernst mit dem heiteren Ratespiel über die künftigen Senatoren. Abgänge unter den derzeit vierzehn AmtsinhaberInnen sind unvermeidlich, weil die neue Verfassung die Zahl der Senatsmitglieder auf höchstens zehn beschränkt und damit die Ressorts zum Teil neu zugeschnitten werden.
Die Personalfrage, wiegelt CDU-Fraktionssprecher Markus Kaufmann ab, werde erst ganz am Ende entschieden. Dennoch: Je wahrscheinlicher die Koalitionsgespräche werden, um so wilder blühen die Spekulationen. Beim Innenressort fällt wiederholt der Name Peter Radunksi. Der Bundes- und Europasenator, der erfolgreich den CDU-Wahlkampf managte, hat jedoch mit Jürgen Klemann einen harten Konkurrenten. Der bisherige Schulsenator gehört dem mächtigen Kreisverband Zehlendorf an. CDU-Innensenator Heckelmann scheint keine Chancen mehr zu haben – aus Rücksicht auf die SPD dürfte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen seinen umstrittenen Hardliner wohl kaum ein zweites Mal vorschlagen. Andererseits: An Heckelmanns Hausmacht kommt so leicht niemand vorbei. Daher wird nicht ausgeschlossen, daß der frühere FU-Präsident künftig für die Hochschulen zuständig sein könnte. An Newcomern mangelt es der CDU nicht: Gute Chancen für die Nachfolge des ausscheidenden Umweltsenators Volker Hassemer werden Wolfgang Branoner eingeräumt. Seine Kündigung als Hassemers Staatssekretär hat er bereits eingereicht. Ambitionen auf das Ressort, das neben Umwelt, Stadtentwicklung auch Verkehr vereinigen könnte, werden auch Ingo Schmitt nachgesagt. Der war bislang schon Staatssekretär von Ex-Verkehrssenator Herwig Haase (seit einer Woche Parlamentspräsident).
Harte Kämpfe werden in der SPD erwartet. Völlig offen ist, ob die CDU ihr fünf und damit die Hälfte der Senatorenposten anbieten wird. Sicher kann nur Arbeitssenatorin Christine Bergmann sein: Ein Rückzug der Ostberlinerin wäre der Ostbasis kaum zu vermitteln. Intern wird sogar mit nur vier Posten gerechnet. Dann müßte sich die Partei zwischen Justizsenatorin Lore-Maria Peschel- Gutzeit und der Sozialsenatorin Ingrid Stahmer entscheiden. Der Verbleib von Wirtschaftssenator Norbert Meisner gilt als unwahrscheinlich, auch wenn dieser Interesse an Finanzen bekundet hat, neben Inneres eines der wichtigsten Querschnittsressorts. Die wohl spannendste Auseinandersetzung dürfte zwischen Bausenator Wolfgang Nagel und dem Parteilinken Peter Strieder fallen. Der scheidende Kreuzberger Bürgermeister soll jene Kräfte einbinden, die am liebsten gar nicht mehr in die Große Koalition zurückkehren wollen. Finanzen will er nach eigener Aussage nicht machen. Dafür wird sein Name im Zusammenhang mit dem Bauressort genannt. Eine Nominierung als Innensenator käme schwerlich in Frage. Dem würden sich die CDU-Abgeordneten bei der geheimen Wahl im Parlament wohl verweigern. Severin Weiland
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