■ SURFBRETT: Virtuelle Leichen leben länger
Im Cyberspace gibt es keine Autobahnen, auch nicht für Daten, der Begriff ist von Amerikas Vizepräsident Al Gore höchst mißverständlich geprägt worden. Daten überfahren keine Menschen. Doch für Unfälle auf den Autostraßen in der anderen Welt, der mehr oder weniger realen, ist unter http://www.trauma.Isumc/edu das „TraumaNET“ jederzeit zuständig. Besonders schöne Verletzungen sind in Röntgenbildern dokumentiert.
Solche Höhepunkte scheinen aber eher selten zu sein. Der letzte Fall stammt aus dem März 1995. Ein 32 Jahre alter Mann nach Frontalzusammenstoß in das Universitätskrankenhaus Sherveport (Louisiana) eingeliefert, bewußtlos, Blutdruck 110, Puls 90, was zu einer längeren Erörterung Anlaß gibt. Fackundige Zuschriften sind unter „eblock@sumc.edu“ erbeten. Sinnvollerweise befindet sich auf derselben traumatischen Seite auch ein Link zu den „Müttern gegen Trunkenheit am Steuer in Nordwest-Louisiana“ (MAAD). Noch im Aufbau begriffen ist der virtuelle Gedenkfriedhof für die Opfer – ein Grenzfall der Rettungsdienste. Weil aber auch Leichen gelegentlich rar werden, hat Doktor Michael J. Ackerman das „Visible Human Project“ gegründet: http://www.nlm.nih.gov/extramural_research.dir/visible_human.html. Doc Ackerman sammelt Daten aus Leichenschauhäusern, um daraus das vollständige virtuelle Modell je eines weiblichen und männlichen Toten zu bauen. Unter http:// www.nlm.nih.gov/extramural_research.dir/photos.html sind sowohl farbige als auch schwarzweiße Bilder zu laden. Sie zeigen den tomographischen Schnitt durch Kopf, Brust, Zwerchfell, Hüfte und Beine, zusätzlich kann zwischen Aufnahmen frischer und tiefgekühlter Leichen gewählt werden.
Zwanglos, wenn auch nicht gewaltfrei erschließt sich aus TraumaNET der Zugang zu einem anderen Supermann: http: //web.arl.mil/software/ComputerMan/. Die Adresse ist geeignet, den Kinderglauben in den ausschließlich friedlichen Charakter des Internet zu erschüttern. Der Computermann wird systematisch mit Kugeln, Granat- und Bombensplittern durchsiebt. U.a. ließ sich nachweisen, daß bei Treffern in Herz und Lunge eine Überlebenschance von höchstens drei Prozent besteht. Freundlicherweise versichert das U.S. Army Research Laboratory in Aberdeen Proving Ground, MD, daß sich mit diesen Erkenntnissen nicht nur die Waffen, sondern auch die schußfesten Westen verbessern lassen. Im Zweifel empfiehlt sich wohl doch eine kleine Anfrage bei hmkash@arl.mil.
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