: Pannen-Ei
Der schnelle Brüter Japans (Monju) ist ein ähnliches Pannen-Ei, wie es sein deutscher Vetter in Kalkar war. Nach zehn Jahren Bauzeit samt immer neuen Verzögerungen kostete das 280 Megawatt starke Kraftwerk 8,4 Milliarden Mark. Seit dem 29. August 1995 ist es testweise am Netz, mit 40 Prozent seiner maximalen Leistung. Monju ist ein buddhistischer Heiliger und eigentlich für die Weisheit zuständig. Die Kraftwerksbauer wollen in schnellen Brütern aus unbrauchbarem Uran-238 bomben- und kraftwerktaugliches Plutonium-239 „erbrüten“. Im Denken der Techniker eine gute Idee, denn Japan würde dadurch weniger abhängig von ausländischen Energielieferungen. Doch erstens wird dann auch die gefährliche und teure Wiederaufarbeitungsindustrie nötig. Und zweitens muß der Reaktorkern sehr dicht bepackt werden — knapp unter der kritischen Konzentration für eine Atomexplosion — damit nennenswert Uran-238 zu Plutonium verwandelt wird. Hier kommt das Natrium ins Spiel. Wasser scheidet nämlich im Hitze- und Strahleninferno des Brüterinneren als Kühlmittel aus, da es einfach nicht genug Wärme wegschafft. Die Wahl fiel weltweit auf Natrium. Es ist als Metall besser wärmeleitend und schon bei einigen hundert Grad flüssig, kann also im Reaktor umhergepumpt werden. Im ersten Kühlkreislauf passiert das Metall die Brennstäbe. Über einen Wärmetauscher gibt es die aufgenommene Hitze an einen zweiten Natriumkreislauf ab, der wiederum Wasser in Dampf für die Turbinen verwandelt. Der Nachteil: Natrium reagiert sehr heftig mit Wasser und greift Stahlteile an. Schäden im ausgedehnten Rohrsystem eines schnellen Brüters sind also so sicher.rem
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