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Forschungsplanung am grünen Tisch

■ DFG-Präsident fordert ein Mitspracherecht bei den Förderprogrammen der EU

Die deutsche Wissenschaft läuft Gefahr, den Anschluß an die Internationalisierung der Forschung zu verschlafen. Dies ist eine der Kernaussagen des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Wolfgang Frühwald, die er im Rahmen eines Gastvortrags an der katholischen Universität in Eichstätt geäußert hat.

Unter dem Thema „Der europäische Mehrwert – Zur Europäisierung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland“ umriß der Germanist von der Universität München die gegenwärtige Rolle von Wissenschaft und Forschung auf europäischer Ebene. „Bis jetzt gibt es kein Europa der Wissenschaft“, stellte der Geisteswissenschaftler fest, „sondern nur ein Europa der Administration.“ Auf die bislang verabschiedeten Rahmenprogramme der Europäischen Union (EU) hätten die Wissenschaftler „so gut wie kein Mitspracherecht“ gehabt und daher kaum Einfluß nehmen können, alle seien sie am „grünen Tisch ausgedacht und beschlossen worden“. Diese Art der Festlegung von Programmen, diese „Prospektion und sklavische Zielgebundenheit“ käme einem Todesurteil für die Grundlagenforschung gleich.

Durch die Zielsetzung des Maastrichter Vertrages werde überdies Forschung gleichgesetzt mit Förderung des industriellen Wettbewerbs, was dazu führe, daß die Grundlagenforschung „von einflußreichen Lobbys dominiert“ werde. Allein von den 13 Prozent der öffentlichen Forschungsgelder, die von den Mitgliedsstaaten der EU nach Brüssel abgeführt werden, landeten 9 Prozent in der Großforschung, fast die Hälfte davon entfalle auf die Physik und Kernphysik. Ein weiteres Dilemma auf dem mühevollen Weg zur europäischen Einigung seien „zwei sich überkreuzende Absichten“ in der Forschungspolitik. So ziele die eine auf eine Stärkung der Union als Ganzes, die andere folge dem Prinzip der Kohäsion, dem inneren Zusammenhalt.

Hierbei sollen die schwächeren Forschungsländer in der Union an die Leistungsfähigkeit der stärkeren herangeführt werden. In dieser „doppelten wirtschaftlichen Zielsetzung“ sieht Frühwald die Ursache für einen „die Entwicklung der Union nachhaltig belastenden Streit zwischen den kleinen und den großen Ländern der EU“, da nicht immer auch die großen Mitgliedsstaaten gleichzusetzen seien mit forschungsstarken Ländern.

Derzeit werden auf Europaebene Projekte nicht zuletzt deshalb gefördert, um damit die Internationalisierung der Forschung voranzutreiben. Wissenschaftsbereiche wie Gentechnologie, Kernphysik oder Biochemie, die schon längst internationalisiert sind, seien dies jedoch nur, weil sie lebensnotwendig auf andere Staaten als Partner“ und deren Forschungs-Know-how angewiesen seien. Gerade die am wenigsten internationalisierten Geisteswissenschaften müßten sich besinnen und ihren „antiquarischen Status“ gemäß dem Motto: „Ich kann meine Forschung auch allein in meiner Bibliothek machen“, aufgeben. Manuela Knipp-Dengler

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