: Ex-Junkies räumen Spritzen weg
■ Erfolgreiche Initiative von AnwohnerInnen und Drogenhilfe im Viertel
„Ich mach' das echt gerne hier für die Kinder“. Das Mediengewusel um die mit einer Heckenschere bewaffnete Monika Eckhardt und die drei Männer, die mit ihr zusammen das Laub auf dem Spielplatz Bleicherpfad zusammenrechen und mit spitzen Fingern gebrauchte Spritzbestecke aus den Büschen holen, ist groß: Die vier sehen so gar nicht wie Angestellte von Stadtgrün aus. Sind sind Ex-Junkies, die im Rahmen eines Beschäftigungsprogrammes für Altfixer den Spielplatz und den danebenliegenden Pfad sauberhalten – zweimal die Woche, zu höchster Zufriedenheit der AnwohnerInnen. Und sie scheinen für den Job auch genau die Richtigen zu sein: „So eine Mutter traut sich doch nicht, –ne Pumpe wegzuräumen – ich hab– so–n Ding schon hundertmal in der Hand gehabt, ich pieks mich daran nicht“, sagt Ingo Niesmann.
Der Streit um liegengebliebene Spritzen und anderen von Junkies hinterlassenen Müll spitzte sich am Bleicherpfad so zu, daß der Weg – wie schon so vieles im Viertel – abgesperrt werden sollte. Da wurde die Idee geboren, das Beschäftigungsprojekt für Substituierte hier arbeiten zu lassen. Seit dem 1. Oktober wird der Weg regelmäßig gereinigt, jetzt auch der Spielplatz. Und für eine Sanierung des Spielplatzes wurden nun öffentliche Mittel lockergemacht, den Auftrag werden auch die Ex-Junkies übernehmen. Stadtgrün kommt's entgegen: „Wir haben für diesen Bezirk einen Bedarf von 19 Leuten, derzeit aber real nur sieben zur Verfügung“, sagt Stadtgrün-Mitarbeiter Dieter Henner. Ob die Drogenhilfe auch die Wartung anderer Plätze übernimmt, hängt vom Erfolg dieses Projektes ab: „Im Sommer wird das mit den Junkies ja erst richtig problematisch“, so Henner.
Daß die Substituierten bei diesem Job mit der Szene konfrontiert werden, ist für sie kein Problem: „Klar kriegen wir Stoff angeboten, aber da sagen wir konsequent nein“, sagt Ingo Niesmann. Neulich haben sie jemanden beim Spritzen überrascht, „da haben wir halt gesagt: Räum deinen Kram wieder weg.“ Integration und Rehabilitation ganz praktisch – und: „Uns macht–s einfach Spaß.“ skai
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