: Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine
Ace Ventura - Jetzt wird's wild USA 1995, R: Steve Oedekerk, D: Jim Carrey
„Jim Carrey zieht nun aber auch jeden Gag aus seinem Komödien-Witzkoffer - und natürlich einige aus seiner Nase -, aber der Film rast vorbei und läuft einfach aus. In seinem zweiten Abenteuer wird der Haustierdetektiv aus seiner simplen Umwelt in Florida herausgenommen und in eine Kulisse verpflanzt, die einfach zu grandios für diese Figur ist. In Afrika muß er die heilige weiße Fledermaus finden, sonst droht der Stamm der Wachootoo mit Stammeskriegen. Carreys Opfer - Wilderer, Pferdeschinder und Pelzträger - sind vielversprechend, aber er macht erstaunlich wenig aus diesem Potential. Carry hat hier kaum etwas, an dem er seine Energie abprallen lassen kann, nicht einmal ein solider Erzählstrang. Alles was ihm bleibt, ist, mit seiner Figur zu arbeiten, deren Ticks, Verrücktheiten und Tierliebe ihn bei dem Publikum so beliebt machten. Eine Fortsetzung sollte etwas Neues von dem Charakter zeigen, aber sogar Carrey selbst scheint sich inzwischen mit seinem armen Tierdetektiv zu langweilen.“ (World Premiere) UFA-Stern, UT-Kino
Apollo 13 USA 1995, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Bill Paxton, Kevon Bacon
„Was diese Geschehnisse so packend macht, ist das menschliche Element: die Art wie es den Menschen gelingt, sich zu kontrollieren, wie sie improvisieren, die Tatsache, daß sie niemals aufgaben und die Art, in der sie ganz uneigennützig zusammenarbeiteten. Ein Satz des Schriftstellers William Dean Howell erklärt den phänomenalen Erfolg des Films in den USA: Was das amerikanische Publikum will, ist eine Tragödie mit einem glücklichen Ende.“ (Observer) Ufa-Stern
Astoria - Es war einmal ein Variete Bremen 1994, R: Rolf Wolle
Der Film erzählt die Geschichte des glorreichen Bremer Nachtlebens in der guten Tradition der „oral history“: ein ehemaliges Nummerngirl erinnert sich an den ostfriesischen Lottokönig, der im Astoria sein Geld verpraßte; die Musiker von der Hauskombo erzählen, daß sie ihre ersten (damals verbotenen) Jazzrhythmen auf einem Akkordeon und der Marschtrommel von der Hitlerjugend spielten und der langjährige Orchesterchef beschreibt gerührt einen Auftritt von Zarah Leander. Sie alle erzählen von den schönsten Zeiten ihres Lebens und das Kino ist das ideale Medium dafür, Zeit erfahrbar zu machen. (hip) Atlantis
Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau
„Mel Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. „Braveheart“ ist auch ein explosiver Actionfilm. So sollte man ihn erst gar nicht mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“ (New York Times) Ufa-Stern
Carrington GB/F 1995, R: Christopher Hampton, D: Emma Thompson, Jonathan Pryce u.a.
Der Film orientiert sich am Leben der englischen Malerin Dora Carrington (gespielt von Emma Thompson), deren androgyner Ausstrahlung in der Londoner Bohème zwischen 1915 und 1932 Scharen von Männern verfielen. Mit 21 begegnet die mehrfach ausgezeichnete Malerei-Studentin auf dem Landsitz von Virginia Woolf dem schwulen Dichter Lytton Strachey (grandios dargestellt von Jonathan Pryce). Berührend an dieser Erstlings-Regiearbeit Christopher Hamptons (Drehbuch-Oscar für Frears' „Gefährliche Liebschaften“) ist eine engagierte Charakterisierung von Liebe und gegenseitiger Verfallenheit, die nicht unbedingt an Begehren gebunden ist – was die Betroffenen hier teils zum Wahnsinn treibt, teils befreit und bereichert. (epd film) Ufa-Stern
Dangerous Minds USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer
„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Mit Michelle Pfeiffer als Lehrerin, die mit ihrem Lyrikkurs bei den black kids in der schlimmsten Klasse der Schule keine Liebe für die Dichtkunst wecken kann, bis sie von Dylan Thomas zu Bob Dylan wechselt. Die Amerikaner lieben scheinbar solche Filme über edle Lehrer, die den Sinn für das Gute, Wahre, Schöne in ihren Schülern wecken und je größer dabei die Schwierigkeiten, desto feuchter die Taschentücher. Dieses Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle des tapferen Lehrerleins nicht so umwerfend wäre. So sieht man zwar das pädagogische Anliegen bei jeder Szene und trotzdem hofft man inständig, daß alle das Klassenziel erreichen, und la belle Michelle sich gegen die sturen Bürokraten durchsetzt. Außerdem tropft der Soundtrack geradezu von rhythmisch schwarzer Poesie. (hip) Europa
Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum
Minimalistischer Western in Schwarzweiß von Jim Jarmusch, der Johnny Depp mit komischem Hut und Revolver in der Hand in die tiefste existentialistische Todesmystik hineinreiten läßt. Schauburg
Dem Himmel so nah USA 1995, R: Alfonso Arau, D: Keannu Reeves, Anthony Quinn
„Kitsch pur und das so dreist, als hätte er keine Furch vor Kritikern, serviert Alfonso Arau in seinem altertümlichen Melodram, das kein Gramm Überraschnugn in die Waagschale wirft. Keanu Reeves wirkt wie ein Fremdkörper in dieser entrückten Welt, die zwar auf irdischem Boden angesiedelt ist, aber eher über den Wolken schwebt. Nach seinem beeindruckenden Debüt mit „Bittersüße Schokolade“ muß man von Araus neuestem Film bitter enttäuscht sein. Als Unterhaltungshappen für einen verregneten Sonntagsnachmittag kann man sich diese pastellfarben Posse allerdings getrost zu Gemüte führen.“ (Bremer) UFA-Palast, UT Kinocenter
Desperado USA 1995, R: Robert Rodriguez, D: Antonio Banderas, Salma Hayek, Quentin Tarantino
„Rodriguez konzentriert sich hier ganz auf die extrem blutigen Schießereien (die Zahl der Leichen läßt selbst John Woo alt aussehen) und den makaber komischen Unterton, der den vielen sich ähnelnden Szenen dann doch erstaunlich viel Witz gibt. Der Film ist natürlich reiner Unsinn, aber man kann viel Spaß haben an den Auftritten von Banderas, Hayek und Tarantino.“ (Time Out) City
Dolores USA 1995, R: Taylor Hackford, D: Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh
„Die Vorlage des Films, verfaßt von Stephen King, besteht aus einem einem Endlos-Monolog der barschen Haushälterin Dolores, die verdächtigt wird, ihre tyrannische Chefin umgebracht zu haben. Um diese Tour de Force durch ihre Erinnerungen aus Angst, Ausbeutung und Mißbrauch zu bebildern, behilft sich der Film ausgerechnet mit melodramatischem Exzeß: die Flashbacks sind bonbonfarben, der Soundtrack klingt bombastisch. Aber die Hauptdarstellerinnen Bates und Leigh wissen genau, daß das Melodram schon immer das einzige Genre war, das kleine, private Frauendramen zu großen, pathetischen Geschichten emporwuchtete. Die trivialliterarische Antiheldin Dolores gewinnt bei Bates, der schon ihr erster Stephen-King-Part in „Misery“ einen Oscar eingebracht hat, das Format einer antiken Rachegöttin.“ (Der Spiegel) Schauburg
Ein süßer Fratz USA 1957, R: Stanley Donen, D: Fred Astaire, Audrey Hepburn
„Das Musical, bei dem man sich traute Sartre auf Montmartre zu reimen, schlägt die meisten anderen Musikfilme aus dem Rennen mit seiner visuellen Schönheit, seinem geistreichen Witz und seinem völlig unberechenbaren Charme. Liebe triumphiert über kapitalistische Ausbeutung, freudloses Intellektualisieren und alles Unechte. Und diese Behauptung wird bestätigt durch die Hingabe und das Können des Teams sowie die Leichtigkeit des leider immernoch unterschätzten Donen-Touch.“ (Time Out) Kino 46
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene. Mit viel Ideenreichtum, ungebremstem Witz und rührenden Versöhnungsszenen läßt er die Sau raus und schildert quicklebendig den Aufstieg des Schweinchens zum Star bei Vier- und Zweibeinern. Als Parabel irgendwo zwischen Orwells „Farm der Tiere“, dem TV-Klassiker ums quasselnde Pferd „Mister Ed“ und Walt Disney funktioniert der Film prächtig und läßt das Zwerchfell ebenso zittern wie die Herzen dahinschmelzen.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT Kinocenter
Ein Winternachtstraum GB 1995, R: Kenneth Branagh, D: Michael Maloney, Richard Briers u.a.
Für Weihnachten entschließt sich der arbeitslose Schauspieler Joe Harper, „Hamlet“ zu inszenieren. Mit wenig Geld und seiner Agentin Margaretta stellt er eine Truppe aus sechs Schauspielern zusammen, die die 24 Rollen des Stückes verkörpern sollen, wobei er die des Dänenprinzen für sich selbst reserviert. Drei Wochen lang richtet sich die Truppe, heimgesucht von einer unwiderstehlichen Bühnenbildenerin und der Schwester von Joe, in einer entwidmeten Kirche ein, um dort zu leben und zu proben. Branagh hat ein Thema gewählt, das er meisterlich beherrscht – das Theater, Theaterschauspieler, den „Hamlet“, Schauspieler, die Hamlet spielen wollen –, und sich seiner gescheiterten Anfänge auf der Bühne erinner – die Beobachtung der Verhaltensweisen dieser bizarren Schauspieler-Fauna wimmelt nur so von reizenden Details. Branagh sucht nicht Innovation um jeden Preis, sondern einfache Freuden und Rezepte, die ihre Wirkung schon bewiesen haben. (Première) Schauburg
Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis /Original mit Untertiteln
Die Tränen eines Clowns gehören zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist und Tommy versucht mit allen Mitteln das Publikum zum Lachen zu bringen; bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Lein geschneidert. Eine weitere Hauptrolle spielt Blackpool, der etwas heruntergekommene englische Badeort, den der Regisseur mit wunderbar gespielten Originalen bevölkert, die durch Chelsoms liebevollen Blick lebendig werden. So hat dieser sehr komische Film auch eine seltene emotionale Wärme. (hip) Kino 46
Das Geheimnis des Seehundbabys USA 1994, R: John Sayles, D: Jeni Courtney
„Er ist schon ein außergewöhnlicher Filmemacher, dieser John Sayles. Von Drehbüchern für Horrorfilme über historische Sportfilme bis zum sensiblen Beziehungsdrama reicht sein Repertoir. Und dann „verliebt“ sich der Handwerker, der hier neben Drehbuch und Regie auch für den Schnitt zeichnet, derart in eine Novelle aus dem Jahr 1957, daß er mutig in das Reich der Feen und Fabeln eintaucht - und das ganz ohne Stars. Das Ergebnis ist ein wunderschönes Fabelmärchen, das man auch Erwachsenen wärmstens ans Herz legen kann: ein kleines Mädchen erfährt die sagenhafte Geschichte vom Verschwinden seines Bruders und dem Geheimnis des Seehundbabys.“ (TV-Spielfilm) City
Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosman, Gottfried John, Sean Bean
„Wohl und Wehe der Bond-Filme hängen vom Darsteller Bonds ab. Da haben Veteranen wie Sean Conery und Roger Moore mythologische Pionierarbeit geleistet, gegen die schlecht anzustinken ist. Der neue Bond sieht, darin weiß sich die Frauenwelt mit der Männerwelt einig, hinreichend viril und doch zivilisiert aus. Die meiste Zeit des Films blickt er ein wenig grämlich. Wie ein Dressmann, der mit energischer Würde im Gesicht für ein Eau de Toilette seinen Mann steht. Dafür kann er nicht viel, denn vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond, James Bond, nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
Hallo, Mr. President USA 1995, R: Rob Reiner, D: Michael Douglas, Annete Bening, Michael J. Fox
„Was macht der Mann im weißen Haus, wenn er sich in eine Frau verliebt ? Und wie verhält er sich, wenn diese Lieben zu einer Staatskrise führt ? Rob Reiners satirische Filmkomödie mit Michael Douglas und Annette Benig beantwortet diese Frage mit eleganter Ironie. Seine Komödie erinnert in ihren besten Momenten an die ironischen Sozialfabeln eines Frank Capra (Mr.Deeds geht in die Stadt“) und verbreitet dabei eine entspannte Atmosphäre. Die brillianten Darsteller machen den Film zum sicheren Oscar-Favoriten für das kommende Jahr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, City
Das Handbuch eines jungen Giftmischers Großbritannien 1994, R: Benjamin Ross, D: Hugh O'Conor, Anthony Sher
„Mit britischem Understatement erzählte Geschichte eines jungen Mannes, der seine Angehörigen und später seine Arbeitskollegen vergiftet. Das so präzise wie lakonisch inzenierte Erstlingswerk funktioniert als psychologische Studie, in der gleichzeitig die Gesellschaft zur Disposition gestellt wird, in der der Held sich bewegt, und ist dabei voll von schwarzem englischen Humor.“ (tip) Atlantis
Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot
„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema, - ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken, - aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt. Zweifellos werden die Altersgenoßen des jungen Helden mit leuchtenden Augen vor der Leinwand sitzen, wenn der winzige Indianer und der ebenso kleine Cowboy im Kinderzimer ihr Duell austragen. Doch darf bezweifelt werden, ob der Cineasten-Nachwuchs bei der Stange bleibt, wenn dem Film nach seiner eindrucksvollen Exposition bald die Luft ausgeht und er fortan nichts mehr zu erzählen hat.“ (epd-Film) UFA-Stern, UT-Kinocenter und Casablanca (OL)
Kalle und die Engel Norwegen/Schweden 1993, R: Ole Björen Salven
Der achtjährige Kalle und sein Vater sind die allerbesten Freunde. Zusammen kämpfen sie gegen die Umweltverschmutzung und verteilen unermütlich Flugblätter mit der Aufschrift: “Für saubere Luft“. Doch dann geschieht ein Unglück, bei dem der Vater stirbt. Schauburg
Kids USA 1995, R: Larry Clark, D: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce
„Ein hinterlistig freundlicher Titel für einen schockierenden Film: „Kids“ beschreibt 24 Stunden aus dem Leben einer Gruppe von New Yorker Teenagern. Underground-Fotograf Larry Clark hat seinen Film mit Darstellern aus der Skateboard-Szene von Manhattan nach dem Drehbuch eines 19jährigen realisiert. Sein Film ist so authentisch und kenntnisreich geschrieben wie hinreißend gespielt und fotografiert. Ein Happy-End ist im Preis freilich nicht inbegriffen.“ (tip) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
Die Liebenden von Pont-Neuf Frankreich 1992, R: Leos Carax, D: Juliette Binoche, Denis Lavant
"Pont-Neuf“ teilt mit seinen Nouvelle-Vague-Vorläufern die Vorliebe für Spaß und Herzendinge. Auch andere französische Filme haben sich neuerdings in einer Mischung aus Blödelei und dreckigem Zynismus versucht. Aber nur wenigen gelingt das mit soviel Esprit wie Carax. Am Bastille-Tag tanzen die Liebenden in einem Traumland aus Feuerwerk auf dem Pont-Neuf, der ältesten Brücke von Paris. Mit einem gestohlenen Motorboot fahren sie auf der Seine Wasserski, und jeder Wasserspritzer, milde glänzend, stellt die üblichen Wasserszenen in Dutzenden von Filmen in den Schatten. Wie sich Carax zwischen solchen Szenen und dem Müllhaufen des restlichen Lebens der Liebenden bewegt, ist eine eindrucksvolle Leistung. Man empfindet, daß man ihm vertrauen kann.“ (taz) Gondel
Mary Poppins USA 1964, R: Robert Stevenson, D: Julie Andrews, Dick van Dyke
„Einer der besten Kinderfilme überhaupt! „Mary Poppins“ ist ein perfektes und originelles Musical mit einer zeitlosen Geschichte, einer fehlerlosen Mischung aus Realfilm und Zeichentricksequezen, wunderschönen Songs und einem gewitzten Drehbuch, das den Charme des Kinderbuchs von P.L. Travers, auf dem der Film basiert, ins andere Medium herüberrettet. Als Kindermädchen gleitet Mary Poppins aus dem Himmel zu zwei Kindern hinab und benutzt dabei ihren Regenschirm als Fallschirm. Die Kinder merken bald, daß dies keine gewöhnliche Gouvernante ist, denn während sie ihnen gutes Benehmen beibringt, unternimmt sie mit den beiden eine Reihe von phantastischen Ausflügen.“ (Baseline) Kino 46
Nine Months USA 1995, R: Chris Columbus, D: Hugh Grant, Julianne Moore
„Sam und Rebecca sind das, was man in den Achtzigern „Dinks“ nannte: Vertreter des brieftaschenstarken „Double-Income-No-Kids“-Lebensstils. Solche Baby-Verweigerer bekehrt Hollywood derzeit gerne wieder zu den wahren Werten des Lebens: Rebecca wird schwanger. Der entsetzte Sam muß – unter heftigstem Augenrollen, Stottern und Herumgefuchtel – lernen, die Vaterschaft als wahre Berufung zu begreifen. Daß der aufstrebende Star Grant ausgerechnet kurz vor dem US-Start dieser kruden pränatalen Gag-Fabel mit einer Dame vom Gewerbe auffiel, nährte den Verdacht, die orale Affäre sei als PR-Trick eingefädelt.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Der Nußknacker-Prinz Kanada 1990, R: Paul Schibli
„Zeichentrickversion der E.T.A. Hoffmann-Erzählung vom Nußknacker, der Nachts zum Leben erwacht und einen wilden Kampf mit dem bösen Mäusekönig austragen muß, bevor er, zurückverwandelt in einen Menschenjungen, seine Prinzessin bekommen kann. Oft süßlich-kindertümelnd, jedoch von hohem Zeichentrickstandard und sehr humorvoll in den Action-Szenen“. (Rowohlt Filmlexikon) UFA-Palast
Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg
„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern wie Meryl Streep in „Am wilden Fluß“ und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) Europa, Ufa-Palast, Lindenhoflichspiel (Wildeshausen) und Muwi (OL)
Der Postmann Italien 1994, R: Micharel Radford, D: Massimo Troisi, Philippe Noiret
„Das letze Wunschprojekt, für das der Schauspieler Massimo Toisi mit dem Leben bezahlt hat: Statt sich für eine geplante, längst überfällige Herztransplatation bereitzuhalten, stürzte er sich mit all seiner schwindenen Kraft in diese Rolle. Er starb, 41jährig, einen Tag nach Beendigung der Dreharbeiten. „Il Postino“ ist die Geschichte eines schüchternen Aushilfsbriefträgers auf einer kleinen süditalienischen Insel, der sich Anfang der fünfziger Jahre mit dem dort als Exilant lebenden chilenischen Dichter Pablo Neruda anfreundet und mit dessen Hilfe durch lyrische Werbung seine Traumfrau gewinnt. Dem Regiseur Michael Radford ist ein wunderbar altmodisches, feinfühliges Rührstück gelungen. Abschiedsgala eines großen Komödianten vor dem Widerschein des Todes: die Liebe, das ist mehr als die Liebe. In Hollywood ist davon die Rede, Troisi posthum für den nächsten Oscar zu nominieren.“ (Der Spiegel) Gondel
Ronja Räubertochter Schweden/Norwegen 1984, R: Tage Danielson, D: Hanna Zetterberg
Neben den Pipi Langstrumpf-Filmen die gelungenste Adaption eines Romans von Astrid Lindgren. Die Räuber sind lieb und dumm, die Landschaft richtig schön wild und Ronja eine pfiffige sowie durch und durch pazifistische Heldin. (hip) Atlantis
Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin , D: Tim Allen
„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) UT-Kinocenter
Shanghai Serenade China/F 1995, R: Zhang Yimou, D: Gong Li, Bao Tian u.a.
Ein Bauernjunge erhält durch Vermittlung seines Onkels eine Anstellung als Kammerdiener bei der kapriziösen Konkubine des mächtigsten Gangsterbosses im Shanghai der 30er Jahre. Er wird Augenzeuge von Dolce vita und verbotener Begierde, von Machtmißbrauch und Mißgeschick, von Verrat, Tod und Hochmut, der vor dem Fall kommt. Zhang verzichtet in seinem brillant gestalteten Drama auf Action und explizite Gewaltdarstellungen. Intrigen und Bandenkriege finden außerhalb der Szene statt – nur vage wahrnehmbar für den naiven Lakaien vom Land, dessen subjektive Sichtweise die Kamera übernimmt. (tip) Atlantis
Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt
„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. Auf der Habenseite hat er auch die anmutige Präsenz von Morgan Freeman, der seine Rolle meisterlich ausfüllt und sogar seinen Kollegen Brad Pitt eindrucksvoll wirken läßt. Ansonsten ist der Film vor allem durch Finchers Regie erträglich. Er hat ein Talent dafür, langsam eine Bedrohung anschwellen zu lassen und läßt den Schauspielern Raum, um ihre Figuren mit bedeutsamen Pausen, kleinen Gesten und komischen Details interessant zu machen.“ (World Premiere) City, Europa, UT-Kino
Der Sinn des Lebens - Monty Python Großbritannien 1982, R: Terry Jones, D: Monty Pythons Flying Circus
„Der Schwanengesang der Pythons, eine nostalgische Rückkehr zum Sketchformat der ursprünglichen Fernsehshows, garniert mit den „eindeutigen“ Sex- und Gewaltszenen, die heute nötig zu sein scheinen, um die Leute ins Kino zu locken. Dies ist der Film mit dem explodierenden Vielfraß, den Briten in Afrika und dem Sketch über Organdiebstahl von noch lebenden Spendern. Der Höhepunkt kommt schon sehr früh, wenn eine katholische Familie in Yorkshire plötzlich beginnt „Every Sperm is Sacred“ zu singen.“ (Time Out) Kino 46
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel
„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich immer öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramatische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständlichere Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“ (epd-film) Atelier, Modernes
Die Sonne, die uns täuscht Rußland/Frankreich 1994, R:Nikita Michalkow, D: Nikita Michalkow, Oleg Menschikow
„Ein heißer Sommertag in einer Dacha im stalinistischen Rußland des Jahres 1936. Ein Held der Revolution badet in der Liebe seiner Frau und seiner Tochter, aber seine gemütliche Welt wird durch die Ankunft von Dimitri gestört, des ersten Liebhaber seiner Frau. Dies ist ein erhellendens Portrait einer Gemeinschaft, die durch ihre Illusionen geblendet ist. Liebe und Betrug sind schmerzhaft vermengt, sodaß jeder sich mit einer vernebelten, faulen Nostalgie abfindet, um die Welt von sich fernzuhalten. Michalkow ist eine durch und durch russischer Regisseur: oft extrem theatralisch, aber ohne Angst vor Ideen und komplexen Strukturen. Seine eigene schauspielerische Leistung ist makellos und die Szenen mit seiner eigenen Tochter haben eine seltene Dichte und Authentizität. Deshalb hat „Die Sonne, die uns täuscht“ eine künstlerische Kraft, die die meisten Filme der letzten Zeit in den Schatten setzt.“ (Time Out) Cinema
Species USA 1995, R: Roger Donaldson, D: Ben Kingsley, Michael Madsen
„Die Kreatur, um die sich alles in diesem Film dreht, ist das Ergebnis von einem dieser gewagten wissenschaftlichen Experimente, die im Kino ja regelmäßig schiefgehen. „Species“ ist wohl das Beste für Leute, die sich bei einem Horrorfilm dann doch nicht allzu sehr gruseln wollen.“ (New York Times)Ufa-Stern
Die Stadt der verlorenen Kinder Frankreich/Spanien/Deutschland 1995, R: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro, D: Ron Perlman, Daniel Emilfork
„Mit „Delikatessen“ ist den ehemaligen Werbefilmern Jeunet und Caro ein bemerkenswertes Kinodebüt gelungen. Ihr neuestes Werk läßt sich mit dem Erstling von Kulisse und Anlage her durchaus vergleichen: In einer namenlosen Stadt, die ihrer eigenen Kanalisation ähnelt, werden immer wieder Kinder geraubt. Die Entführer bringen sie zu einer Plattform auf dem offenen Meer, dort haust Krank, ein psychisch-mißgestalteter Homunkulus, der versucht, seine innere Leere zu füllen und den überschnellen Alterungsprozeß zu stoppen, indem er den gefangenen Kindern die Träume aussaugt. Weit mehr als in „Delicatessen“ wird Tricktechnik als Selbstzweck zelebriert: die überbordende Phantasie läßt eine zu wenig durchdachte Geschichte zerfasern; so treten auf der einen Seite Längen auf, während andererseits die Funktionen verschiedener Figuren unklar bleiben.“ (Zoom) Modernes
Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Cinema, Ufa-Stern
To Die For USA 1995, R: Gus Van Sant, D: Nicole Kidman, Matt Dillon
„Die Botschaft von „To Die For“, daß die Medien und besonders das Fernsehen bei allen öffentlchen Vorkommnissen drohen, den Gang der Dinge selbst zu beeinflussen und zu beherrschen, ähnelt der von „Natural Born Killers.“ Aber während Stone uns seine Argumente gnadenlos einhämmert und dabei all die Sünden selbst begeht, vor denen er zu warnen vorgibt, springt Van Sants Film spielerisch über das gleiche Territorium und hält die Satire dabei leichtgewichtig und tödlich. Mit Van Sants eigenwilligem visuellem Flair, der durch das scharfsinnige Drehbuch von Buck Henry gezügelt wird, ist dies eindeutig seine beste Arbeit seit „Drugstore Cowboy“ und versöhnt für die chaotische Launenhaftigkeit von „Even Cowgirls get the Blues." (Sight and Sound) Schauburg
To Wong Foo... USA 1995, R: Beeban Kidron, D: Wesley Snipes, Patrick Swayse
„Drei Tunten auf einer Reise durchs Land stranden in einem Kuhdorf. Klingt das nicht irgendwie bekannt ? Obwohl die Reise hier von New York nach Los Angeles geht und das Vehikel ein Cadillac Convertible ist, bleibt dies eine schamlose Kopie von „Priscilla“, allerdings fehlen all die Szenen, in denen die Tunten sich mit ihrer Homosexualität auseinandersetzten. Das Thema wird einfach nie angesprochen. Von Spielbergs Amblin
Entertainmant ist dies eine Komödie auf niedrigstem Niveau für alle engstirnigen Amerikaner, die Männer in Fummel vielleicht noch witzig finden, aber mit Schwulen nun wirklich nichts zu tun haben wollen.“ (Time Out) Schauburg
Tokio Dekadenz Japan 1993, R: Ryu Murakami
„Tokio Dekadenz zeigt nicht mehr und nicht weniger als das Ende der Welt: der würdelose Reichtum der Männer versucht vergeblich, in der Demütigung der Frau oder in der kontrollierten Unterwerfung unter ihre gespielte Herrschaft ein Selbstbildnis zu erhalten, mit dem zu leben wäre; die Spiegel werden blind oder zerbrechen. Es ist nichts mehr zu sehen als der Schmutz und die Leere. Ryu Muraskamis Film leidet an seiner Überdeutlichkeit; der kunsthandwerklichen Prätention , dem Fehlen zweiter und dritter Bedeutungsebenen hinter der plakativen Oberfläche. Statt eine komplexe Beziehung zwischen Sexualität und Politik herzustellen, inszeniert er über dem bildhaften Skandal eine moralische Geste.“ (Georg Seeßlen) Gondel
Der Totmacher Deutschland 1995, R: Romuald Karmakar, D: Götz George, Jürgen Hentsch
„Der Fall des Hannoveraner Kaufmanns Günther Fritz Haarmann, der 1924 unter Anklage stand, mehr als zwanzig junge Männer umgebracht und zerstückelt zu haben, hielt die Weimarer Republik in Atem. Karmakar und sein Ko-Autor Michael Farrin haben aus dem blutrünstigen Stoff ein Kammerspiel für drei Personen gemacht: den Massenmörder, den Psychiater und einen Stenografen. Die Protokolle des psychiatrischen Verhörs sind erhalten; sie dienten als Basis für ein packendes Duell in Worten und Gesten, dessen Dramaturgie keineswegs auf einen vordergründigen Thesenbeweis zielt, sondern die Komplexität des Falles und der Charaktere bewahrt. Hauptdarsteller Götz George aber zieht magisch alle Aufmerksamkeit auf sich. Bravourös spielt er zugleich den Schelm und das Ungeheuer, die Unschuld und den Teufel.“ (tip) Casablanca (OL),Filmstudio
Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1986, R: Lasse Hallström, D: Linda Bergsdtröm, Henrick Larsson
„In nostalgisch- utopischer Verklärung wird nach dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren die heile Dorfwelt der 20er Jahre beschworen. der Film, der nur von alltäglichen Ereignissen berichtet und auf Dramatik fast völlig verzichtet, setzt bei Kindern die Fähigkeit der Konzentration und des Träumens voraus.“ (Rowohlt Filmliexikon) Atlantis
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