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Hausbesetzung von 20 Minuten

■ Eigentümer alarmierte Polizei und erstattete Anzeige

Nur zwanzig Minuten hat gestern nachmittag eine Hausbesetzung in Prenzlauer Berg gedauert. Die Polizei konnte den Seitenflügel des Hauses in der Raumerstraße 33 widerstandslos räumen, in dem sich sieben Personen aus dem Dienstag nacht abgebrannten Haus Schliemannstraße 10 befanden. Die Beamten stellten die Personalien der Besetzer fest, vier Personen nahm sie mit auf die Wache, da sie sich nicht ausweisen konnten. Der Eigentümer, Stavros Dimopoulos, der selbst in dem Altbau wohnt, hatte die Polizei alarmiert und Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Darüber hinaus erstattete er Anzeige gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung. Fünf Wohnungstüren sind beschädigt, weil sie mit Fußtritten aufgebrochen wurden.

Grund für die Besetzung war die Obdachlosigkeit der Besetzer seit dem Hausbrand. Vom Verein Pfefferberg war den Besetzern nur für eine Nacht eine Notunterkunft gewährt worden. Ein zweiter Grund ist politischer Natur und richtet sich gegen den Eigentümer. „Leute wie Herr Dimopoulos zerstören die soziale Struktur des Kiezes“, hieß es in der Presseerklärung der Besetzer. Seit 1991 besitzt er das Haus Raumerstraße 33. Von damals vierzig Wohnungen sind heute nur noch sechs bewohnt. Dimopoulos plant offensichtlich, das Haus zu modernisieren. Die verbliebenen Mieter haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren mehrfach über Schikanen beschwert: abgedrehtes Gas, Beschimpfungen, Körperverletzungen. Das Wohnungsamt Prenzlauer Berg schickte dem Hausbesitzer wegen unerlaubten Wohnungsleerstandes im vergangenen Jahr ein Zwangsgeldbescheid über 65.000 Mark. Dimopoulos war gestern nachmittag nicht bereit, konkret etwas zur Situation seines Hauses zu sagen. Statt dessen beschimpfte er die Besetzer als „Barbaren“ und sah die „Errungenschaften der Aufklärung zersetzt“. Seine Lebensgefährtin wurde gegenüber einer Journalistin handgreiflich. Christoph Oellers

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