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Noch immer ohne Bleibe

■ Ex-Besetzer auf dem Helmholtzplatz / Bezirksamt hilflos gegenüber Leerstand

Die etwa 30 Personen, die durch den Brand des besetzten Hauses Schliemannstraße 10 obdachlos geworden sind, stehen nun vollends auf der Straße. Da die Übergangslösungen im Pfefferberg ausgelaufen sind, richteten sie gestern eine Schlafstätte auf dem Helmholtzplatz ein. In einem Schreiben an das Bezirksamt Prenzlauer Berg baten sie um eine Notunterkunft, die ein gemeinsames Wohnen im Kiez ermögliche.

Bei einem Runden Tisch am Mittwoch abend war deutlich geworden, daß Sozialstadtrat Reinhard Kraetzer zwar übergangsweise Schlafplätze in einem Seniorenheim bereitgehalten hatte, dieses Angebot an die Obdachlosen aber nicht herangetragen wurde. Das Bezirksamt hatte nach dem Brand die Schliemannstraße 10 schließen lassen.

Am Mittwoch hatten die Jugendlichen Wohnungen in der Raumerstraße 33 kurzzeitig besetzt. Sie seien nur scheinvermietet oder als Lagerraum zweckentfremdet. Trotz der Notlage sah sich Baustadtrat Matthias Klipp gestern nicht in der Lage, die Wohnungen für die Obdachlosen zu beschlagnahmen. Eine Zuweisung sei erst nach langwierigem Rechtsstreit möglich.

Seit Jahren streitet sich der Bezirk mit dem Besitzer der Raumerstraße 33. „Bei dem „untypischen Eigentümer, der offenbar kein Interesse an der Verwertung seines Hauses hat, greifen die Gesetze nicht“, meinte der Leiter des Wohnungsaufsichtsamtes, Kretschmann. Für das Hinterhaus habe man jetzt mit einer Wiederherrichtungsanordnung gedroht. Für die Wohnungen im Seitenflügel konnte der Eigentümer Mietverträge vorweisen. Die „Mieter“ hätten dort aber nur ihren Zweitwohnsitz und zudem Baufreiheit zugesichert. Ein Bauantrag liegt jedoch nicht vor. ga

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