Frauenmörder stellt sich

■ Die mutmaßliche Helferin von Thomas Holst in Hamburg verhaftet

Hamburg (taz) – Der Frauenmörder Thomas Holst hat sich nach dreimonatiger Flucht am Samstag der Polizei in Hamburg gestellt. Er habe in sich „wieder den Drang zu töten verspürt“, erklärte der sogenannte Heidemörder gegenüber den verdutzten Polizisten und überreichte ihnen zugleich 157.000 Mark in bar. Der wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Holst war am 27. September aus der geschlossenen Psychiatrie des Hamburger Krankenhauses Ochsenzoll ausgebrochen.

Die Hamburger Polizei hingegen ist sich sicher, daß die Aufgabe des 31jährigen nicht freiwillig erfolgte, sondern auf „intensiver Fahndungs- und Ermittlungstätigkeiten“ der „Sonderkommission Holst“ beruht: Am Freitag abend hatte die Polizei Holsts ehemalige Therapeutin Tamar S. wegen Fluchtgefahr in ihrer Hamburger Wohnung verhaftet und damit, so Cheffahnder Reinhard Chedor, „dem Heidemörder die logistische Grundlage entzogen“. Die aus Israel stammende Tamar S. hatte in den vergangenen Wochen von verschiedenen Konten eine Viertelmillion Mark abgehoben. Die „Soko Holst“ geht davon aus, daß sich die 39jährige nach Israel absetzen wollte, wohin Holst ihr über kurz oder lang folgen sollte.

In der ersten Vernehmung erklärte Holst am Wochenende, er habe sich von Anfang an stellen wollen. Mit der Flucht habe er gegen die Mißstände in der Psychiatrie und seine „stillschweigende Abschiebung“ in den Strafvollzug protestieren wollen. Eine Darstellung, der die Polizei wenig Glauben schenkt. Dagegen spreche die hohe Bargeldsumme, die Holst bei sich hatte und auch sein stark verändertes Aussehen, das ihn die Polizisten auf der Wache zunächst kaum wiedererkennen ließ: „Er ist schlanker, hat sich die Haare gefärbt und eine Halbglatze rasiert. Wir gehen davon aus, daß er das Geld von Tamar S. erhalten hat und seine Ausreise mit falschen Papieren plante“, sagte Chedor. Ob sich Holst während der gesamten Zeit seiner Flucht in Hamburg aufgehalten hat, mochte die Polizei ebenso wenig verraten wie den Stand der Ermittlungen gegen drei weitere mutmaßliche Fluchtunterstützer. Heike Haarhoff