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Schmachvoll? - betr.: "Meditieren ohne Geist und Gummi", taz vom 13.12.1995

Betr.: „Meditieren ohne Geist und Gummi“, taz hamburg vom 13.12.95

Bei der Aktion von Act-Up handelte es sich nicht um eine Osho-Hetze, bei der wir mit fiesen Schlagzeilen schaden wollten. Es ist die freie Entscheidung eines jeden einzelnen, welchem Gott, Guru oder sonstwas er sich anschließt. Diese Entscheidung respektieren wir auch.

Gegen das Angebot von pränatalen Massagen, Channeling oder Prana Healing im Osho Meditationscenter haben wir nichts einzuwenden. Den vorgeschriebenen Aidstest, den ihr für alle Veranstaltungen verlangt, wie ihr in eurem Monatsprogramm schreibt, und der bei einem „positiven“ Ergebnis einen Ausschluß zur Folge hat, finden wir scheiße.

Meditation ist eine Technik, die den Geist befreien kann von der Aufteilung in Gegensätze, und die einem den Weg zu einer Einheit des Menschen mit seiner Umwelt weisen kann, wo keine Unterscheidung mehr herrscht und sich nichts über das andere erhebt. Es ist eine Unverschämtheit im Namen einer spirituellen Entwicklung „aidsfreie Zonen“ errichten zu wollen. Meditation ist nicht zum Aufbau neuer Ängste und Blockaden da.

Abgesehen davon kann der vorgeschriebene Test, der alle drei Monate verlangt wird, auch ein Osho-Center nicht aidsfrei halten. Der HI-Virus ist am Anfang wochenlang nicht nachweisbar. Außerdem sollten bestimmte Sannyasins mit der Lüge aufhören, daß Aids durch Schweiß übertragbar sei.

Eindrucksvoll schildert uns Satyananda in seinem Leserbrief, wie es zum Aidstest bei den Osho-Meditationszentren kam. Baghwans Ashram in Poona sollte in Verruf gebracht werden, indem von offizieller Seite aus behauptet wurde, daß dort die Brutstätte der Aidsepidemie Indiens sei. Um das Gegenteil zu beweisen, führte der Meister den Aidstest ein, um zu zeigen, daß es sich dort um eine aidsfreie Zone handle. Diese Geschichte interessiert uns aber nicht, denn auch wenn sie noch so schön ist: Für keine Art der Diskriminierung gibt es einen guten Grund!

Schließlich würden wir uns noch über die Solidaritätsbekundungen der Zorba-Crew freuen, wenn wir nur verstehen könnten, was an dem taz-Artikel so undifferenziert und schmachvoll gewesen sein soll.

Wir appellieren an alle Sanyasins, wenn sie selber nicht mit der Aidstestregelung einverstanden sind, von sich aus die Initiative zu ergreifen und innerhalb ihres Bereiches Druck auszuüben und nicht zu warten, bis jemand von außen kommt.

Warum tut ihr selber nichts dagegen?

Claudius Brenneisen, Frans Moonen / Act-Up Hamburg

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