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Ein „Ritter“ schwang die Streitaxt

■ ... und hielt am Hauptbahnhof BGS und Polizei in Atem. Später wurde er abgerüstet und in die Psychiatrie verfrachtet

Die alljährlichen Mittelalterspektakel in Berlin zeigen erste Wirkungen. Die Passanten am Hauptbahnhof in Friedrichshain jedenfalls mußten sich am Montag abend, je nach Alkoholeinfluß, wie im blutrünstigen Mittelalter oder in einem Film von „Monthy Python“ vorkommen. Der Grund: Ein 20jähriger Mann hatte sich mit einem Schutzpanzer und einem Helm als „Ritter“ verkleidet und ließ es sich darüber hinaus nicht nehmen, in drohender Gebärde zwei Streitäxte zu schwingen. Rund 45 Minuten hielt der nach Polizeiangaben vermutlich geistesgestörte Rüstungsbefürworter die Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS) in Atem. Danach konnte er von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) überwältigt werden. Der Mann wurde wegen Bedrohung und Widerstand angezeigt und kam zunächst in eine psychiatrische Klinik.

Angestellte einer Sicherheitsfirma hatten den „Ritter ohne Furcht und Tadel“ gegen 19.40 Uhr auf einem Bahnsteig entdeckt. Beim Versuch einer BGS-Streife, die Personalien des Mannes festzustellen, drohte dieser mit den Streitäxten und flüchtete auf die Gleisanlagen. Auch die alarmierte Polizei kam nicht an den 20jährigen heran, der mit seinen Äxten munter weiter um sich schlug. Ein Schelm, der nur Böses dabei dachte: Wer sich ihm nähere, so der Ritter, bekomme unweigerlich seine Axt zu spüren. Nach rund 40 Minuten wurde der Bahnsteig zum Schutz der Fahrgäste geräumt. Bevor das SEK den Ritter stellen und schlagen konnte, war er über die Bahngleise in Richtung Koppenstraße auf eine Baustelle geflüchtet. Dort stürzte er sich mit einem Kopfsprung von einem etwa fünf Meter hohen Brückenteil in die Tiefe. Dabei wurde der Ritter laut Notarzt jedoch nur leicht verletzt. Der Zugverkehr war bis 20.34 Uhr unterbrochen. Uwe Rada

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