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Bombenbauer getötet

■ Seit Jahren machte der israelische Geheimdienst Jagd auf den Palästinenser

Tel Aviv/Berlin (AP/dpa/taz) – Israels Staatsfeind Nummer eins, der Palästinenser Jahya Ayyash, ist gestern unter bislang ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Nach einer Meldung des israelischen Armeesenders, die von Polizeiminister Mosche Schahal bestätigt wurde, wurde Ayyash zusammen mit seiner Frau bei der Explosion eines Hauses in Beit Lahiya im Gazastreifen getötet. Dagegen berichtete das israelische Fernsehen, Ayyash und seine Frau seien erschossen worden.

Palästinensische Sicherheitsexperten fahndeten bislang vergeblich sowohl nach dem Explosionsort als auch den Leichen. Nach Angaben von Palästinensern im Gazastreifen wurden gestern in den frühen Morgenstunden zwei Leichen mit Schußwunden aus einem Haus in Beit Lahiya von israelischen Zivilagenten abtransportiert. Ein Hamas-Sprecher bestätigte den Tod von Ayyash. Israelische und palästinensische Sicherheitskräfte wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Ayyash galt als Sprengstoffexperte und Bombenbauer der islamistischen Untergrundorganisation Hamas. Dies hatte ihm den Beinamen „der Ingenieur“ eingebracht. Die israelischen Behörden halten Ayyash für den Drahtzieher von sechs Selbstmordanschlägen auf Busse in Israel. Dabei waren seit April 1994 insgesamt 76 Menschen ums Leben gekommen.

Der ehemalige Leiter des Shin Beth, Gideon Esra, erklärte im Rundfunk: „Ich habe ihn selbst jahrelang gejagt.“ Er bezeichnete Ayyash als hochintelligenten Bombenbauer, der „Höllenmaschinen“ habe entwickeln können, die selbst Experten in Erstaunen versetzt hätten.

Der 31jährige Ayyash, ein ehemaliger Student der Ingenieurwissenschaften, hatte unter Palästinensern einen legendären Ruf. Weder israelischen noch palästinensischen Sicherheitskräften war es über Jahre gelungen, ihn festzunehmen. So verkleidete er sich als Frau oder als orthodoxer Jude, um israelische Straßensperren zu passieren. Botschaften an Hamas soll er unter Moscheeteppichen versteckt haben. Zahlreichen Anschlägen auf sein Leben war er entkommen. Dies hatte ihm den Beinamen „der Mann mit den sieben Seelen“ eingetragen. Georg Baltissen

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