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■ QuerspalteNichts als Arbeit

Guten Abend, liebe Zuschauer, live aus dem Kempinski in Gravenbruch! Willkommen in der ersten Runde beim neuen deutschen Gesellschafts-Ratespiel. Interaktiv, versteht sich. Man muß sich ja beschäftigen in diesen arbeitslosen Zeiten, und die Aufgabe heißt folgerichtig: Wie schließe ich einen Beschäftigungspakt? Ein echtes Telespiel, das Fernsehen schaut zu, und Sie können durchklingeln, wenn Ihnen eine Lösung einfällt. Unseren Kandidaten auf dem Podium sind nämlich gerade die Ideen ausgegangen. Zu meiner Linken rätseln Klaus Zwickel und seine Volkswirte von der IG Metall, zu meiner Rechten Werner Stumpfe und seinen Unternehmerjungs von Gesamtmetall. Die Preisfrage: Was tun gegen die Arbeitslosen, äh, gegen die Arbeitslosigkeit? Natürlich so, daß es für uns alle und den Staat billiger wird. Also, das Pressezimmer ist überfüllt, und die „Tagesschau“ hungert nach ersten Ergebnissen.

Ah, da ist schon der erste Zuschaueranruf! Aus Bayern. Eine Lotterie schlagen Sie vor? Aktion „Blaues Montagskind“? Freizeit wird verlost? Gute Idee! Alle Arbeitnehmer zahlen fünfzig Mark fürs Los. Wer gewinnt, darf jeden Montag blaumachen. Womit das Problem mit dem Krankenstand gelöst wäre. Und von den Lotterieeinnahmen werden tausend neue Jobs finanziert. Toll. Vielen Dank.

Schon der nächste Anruf, das rollt ja. Alle Überstunden auf ein Arbeitszeitkonto?! Ein dickes Konto für jeden Beschäftigten – das ist populär. Überstunden anhäufen und dann mit 55 Jahren gemütlich verfreizeiten auf Mallorca. Sauber! Endlich weg mit dem teuren Vorruhestand. Da freut sich auch Herr Blüm.

Der dritte Zuschauer. Wie? Einfach nicht arbeiten gehen? Das spart Arbeitszeit, die kann man dann zur Deutschen Bank tragen. Genial! Ist das Guthaben groß genug, läßt sich die Hälfte bequem an einen Erwerbslosen verschenken. Als Arbeitszeit-Grundeinkommen gewissermaßen. Das war's schon, liebe Zuschauer. Die nächste Runde dann aus Bonn. Viel Spaß morgen auf Arbeit – wenn Sie noch welche haben. Barbara Dribbusch

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