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Kritik an Bettenabbau

■ 1.000 Pflegekräfte verlieren Job

Der Abbau von 500 Betten an den drei Unikliniken, den die Gesundheitspolitiker von CDU und SPD in den Koalitionsverhandlungen beschlossen haben, stößt auf scharfe Kritik der Klinikleitungen. Der Beschluß gefährde nicht nur die Lehre, sondern werde sich außerdem kostentreibend auswirken, sagte der Verwaltungsdirektor des Virchow-Klinikums, Bernhard Motzkus. Die Fixkosten für die Grundausstattung und den laufenden Betrieb blieben gleich, unabhängig davon, ob eine Station 60 oder 40 Betten habe.

Der geplante Bettenabbau ziehe die Entlassung von etwa tausend Pflegekräften nach sich, rechnete Motzkus vor. Dabei stünden wegen der Fusion von Charité und Virchow-Krankenhaus bereits 500 Mitarbeiter auf der Überhangliste. Da es keine fusionsbedingten Kündigungen geben dürfe, müsse versucht werden, sie an anderen Krankenhäusern unterzubringen.

Der Ärztliche Direktor des Virchow-Klinikums, Eckart Köttgen, erinnerte daran, daß die drei Kliniken aufgrund des 1995 verabschiedeten Gesetzes zur Neuordnung der Hochschulmedizin schon insgesamt 750 Betten abbauen mußten. Mit 1.050 Betten pro Uniklinik sei bereits die Untergrenze erreicht, die auch der Wissenschaftsrat als Minimum erachte. „Die Unikliniken sind nicht die Reparaturanstalt für die städtische Bettenbedarfsplanung“, erklärte Motzkus. Hier fehle eine bedarfsorientierte Strukturplanung.

Nicht nur die Wissenschaftspolitiker von CDU und SPD, auch die Bündnisgrünen kritisieren den Beschluß. Da sich Brandenburg verpflichtet habe, keine eigene Hochschulmedizin aufzubauen, müßten die Berliner Unikliniken den Bedarf für das künftige gemeinsame Land abdecken. Berlin-Brandenburg sei keinesfalls überversorgt, sondern liege eher „am unteren Rand“ der vergleichbaren Bundesländer. Dorothee Winden

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