: Geschichtslos und oberflächlich
■ betr.: „Was ist links?“, taz vom 2. 1. 96
Es ist immer wieder erstaunlich, wie geschichtslos und damit oberflächlich sich sogenannte Prominente zu seriösen Fragen äußern dürfen. Nur gut, daß mit Bärbel Höhn, Georg Kronawitter, Erich Kuby oder Klaus Zwickel auch ernsthafte Antwortversuche aufs Papier kamen. All denen, die immer noch oder schon wieder an der Sinnhaftigkeit der Unterscheidung von rechts und links zweifeln, sei ein kleines Büchlein empfohlen: Norberto Bobbio: „Rechts und Links. Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung“. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1994.
Hier nur soviel dazu: Die Ausweitung der Ökologiebewegung läßt die alte Unterscheidung nicht anachronistisch werden, sondern bestätigt sie innerhalb dieser Bewegung. Wer warum in welchem Maße Zugang haben soll zu den Gütern und Chancen dieser Welt – die Antworten darauf tragen dazu bei, eine Unterscheidung von rechten und linken Grünen einzuführen.
„Rechte Grüne“ werden uns Heutigen den Vorrang geben hinsichtlich Bodenschätze und unzerstörte Natur. Sie werden von daher den Gedanken ernsthafter Rücknahmen unseres jetzt erreichten materiellen Lebensstandards nicht realisieren. Anders die „linken Grünen“. Sie werden uns deutlich zu einem Verzicht aufrufen, den wir uns wegen der Lebenschancen der nach uns Kommenden auferlegen müssen. Bernward Credo, Erfurt
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