Idee ohne Limit

■ Hundert Tage „Hamburger Tafel“: Lebensmittel für die Ärmsten

Von „amerikanischen Verhältnissen“ – wenig Staat, viel privat – mögen sie nicht sprechen, und doch nähern sich ihre Aktivitäten allmählich solchen Dimensionen: Gestern feierten die OrganisatorInnen der „Hamburger Tafel e.V.“ sich und ihre Idee. Vor 100 Tagen begannen sie, Wohlfahrtsküchen mit Lebensmitteln zu beliefern, die Hamburger Unternehmen spenden – und andernfalls oft kostenpflichtig entsorgen müßten.

Seit November vorigen Jahres sammelt und verteilt der Verein täglich rund 200 Kilogramm hochwertige Lebensmittel in der Stadt, eine Bereicherung für 500 Mahlzeiten. Bis vorige Woche war die Tafel mit einem, jetzt ist sie mit zwei Lieferwagen auf Tour. Ihre rund 40 ehrenamtlichen HelferInnen leisten Armen und Obdachlosen zwischen Niendorf, St. Georg und Jenfeld „wesentliche Überlebenshilfe“, wie Daniela Mietke vom Drob Inn lobt. Die Küche der Drogenberatungsstelle in der Nähe des Hauptbahnhofs ist eine unter rund 20 Empfängerinnen der Waren.

Tafel-Initiatorin Annemarie Dose wundert sich noch immer über den enormen Anklang, den die aus Berlin übernommene „simple Idee“ in Hamburg fand. Dabei sei sie eigentlich „naheliegend, nur schwierig in die Tat umzusetzen“ gewesen. Jetzt sucht sie neben zusätzlichen FahrerInnen noch weitere Vereinsmitglieder, deren Beiträge (monatlich ab 5 Mark) die Benzin- und Telefonkosten mitfinanzieren.

Pro Woche erhält die Hamburger Tafel drei bis vier Nachfragen potentieller Nachahmer, sogar aus Wien und Jerusalem sind schon Anrufe gekommen. Denn auch für die „Bundes-Tafel“, den Dachverband der 17 deutschen Tafel-Vereine, fungiert Annemarie Dose inzwischen als eine der Kontaktfrauen. Zu den vordringlichen Hamburger Zielen zählt für sie, die Tafel auch bis nach Harburg auszuweiten. Fritz Gleiß

Kontakt: Griegstr. 75, Haus 1b, 22763 HH, Tel. 88 36 16.