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Wem gehören die Marcos-Millionen?

■ Verhandlungen um das Geld auf Schweizer Konten

Zürich/Berlin (AP/taz) – Zehn Jahre nach dem Sturz des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos liegen dessen angehäufte Reichtümer noch immer auf Schweizer Konten. Die bei der Schweizerischen Kreditanstalt und dem Schweizerischen Bankverein entdeckten Summen belaufen sich mit Zins und Zinseszins inzwischen auf 500 Millionen US-Dollar. Die Regierung in Manila, die Marcos-Witwe Imelda und über 10.000 Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch das Marcos- Regime erheben Anspruch auf das Geld. Ab heute verhandeln auf Initiative der zwei Banken die Kontrahenten in Hongkong um den Verbleib des Schatzes.

Ohne Druck aus den USA, vermutet die kritische Organisation „Aktion Finanzplatz Schweiz – Dritte Welt“, hätten sich die Banken bis heute nicht zum Handeln bewegen lassen. Ein US-Gericht in Honolulu, das sich für zuständig erklärte, weil Marcos nach Hawaii ins Exil geflüchtet war, hatte 1994 das Geld den Opfern der Marcos- Diktatur zugesprochen.

Zehn Jahre lang hatten sich die betroffenen Banken in schönster Eintracht mit den Anwälten des Marcos-Clans gegen das Rechtshilfegesuch der Philippinen an die Schweiz gewehrt. Die Regierung in Manila fordert das Geld, weil der ehemalige Staatschef die Millionen während seiner 20jährigen Regentschaft durch illegale Machenschaften dem philippinischen Staat gestohlen habe. Der zuständige Züricher Bezirksanwalt möchte das Geld zwar auf ein Sperrkonto in Manila überweisen, doch dagegen leisteten die Banken hinhaltenden Widerstand.

Daß sich SKA und SBV nun doch verhandlungsbereit zeigen, ist nach Vermutungen der Los Angeles Times der Furcht der Banken vor den Ansprüchen der Opfer zu danken: Wenn die Philippiner nach dem Gerichtsurteil versuchen, den ihnen zugesprochenen Schadenersatz von den Marcos- Konten zu holen, könnte dabei das Schweizer Bankgeheimnis ausgehebelt werden. lieb

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