piwik no script img

Ökokinderstunde

■ „Albert sagt ... Natur – aber nur!“, donnerstags, 14.40 Uhr, ZDF (6 Folgen)

Dem jüngsten Publikum etwas beibringen, ohne daß es stöhnt, ja, ohne daß ihm der Lerneffekt überhaupt bewußt wird – so in etwa sieht wohl das Ideal der fernsehpädagogischen Kinderstube aus. Bisher kamen die gelungeneren Versuche meist aus dem Ausland, etwa das französische „Es war einmal ... das Leben“. Nun gibt es eine Zeichentrickfigur, die nicht nur ein Gemeinschaftsprodukt mehrerer europäischer Länder ist, sondern auch genetisch ein Koprodukt: „Albert“, eine Promenadenmischung aus Hamster, Vogel, Kobold und Kindergartenonkel.

Eigentlich hatten die Produzenten eine Zielgruppe zwischen acht und zwölf Jahren anvisiert. Aber es ist wohl nur Vorschulkindern neu, daß Ameisen einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn haben, daß aus Bäumen die Luft zum Atmen kommt und daß in ihnen Vögel wohnen.

Um der Jugend in der ihr angeblich eigenen Sprache zu begegnen, ohne freilich dabei das Lehrgut Natur zu vernachlässigen, redet Albert mit gespaltener Zunge. Mal versucht er, ein ökologisches System wie den Baum anschaulich- sachlich zu erklären, dann wieder erinnert er sich der technisierten Jugend und fügt zeitgemäße Metaphern hinzu: Der Baum sei eine „gigantische Wasserpumpstation“, ein „Luftfilter“ und außerdem eine „Landebahn“ für Vögel. Dabei lernt der Nachwuchs frühzeitig, die Natur unter pekuniären Gesichtspunken zu schätzen: So ein Vogel, heißt es einmal, sei 60 Mark wert – soviel an Pflanzenschutzmitteln spare uns nämlich sein Insektenhunger ein. Na, wenn das kein Grund ist, ihn leben zu lassen!

Die sechs Geschichten über Natur gehen auf die „Fensterbücher“ des umtriebigen Autors Frederic Vester zurück, der auch für die Erwachsenenwelt ökologische Kassandrarufe formuliert und globale Umdenkprozesse angeregt hat. Mit der Fernsehversion, einem Drei-Millionen-Mark-Projekt, waren englische und deutsche Autoren sowie ungarische und deutsche Zeichner beauftragt – und ein New Yorker Regisseur, weil es in Europa dafür angeblich keine Kräfte gibt (außer, man sucht nach ihnen).

Besonders lebendig ist die Animation dennoch nicht geworden. Dazu kommt eine pauschale Schwarzweißmalerei, in der Fabriken böse sind und Menschen eigentlich auch. Die Kinder aber quasi in den Wald zu schicken, wo sie sich dann vor lauter Wasserpumpstationen verlaufen, auch wenn sie deren Funktionieren erklären können, kann nicht Sinn der Kinderstunde sein. Oliver Rahayel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen