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Das Scheitern der Drogenpolitik?

■ Hamburgs Ärztekammer und der Drogenbeauftragte üben scharfe Kritik an den Kassen nach dem Scheitern des Methadon-Vertrags Von Patricia Faller

Ärztekammerchef Frank Ulrich Montgomery ist empört: Für ihn ist mit der Verweigerungshaltung der AOK und der IKK nicht nur der Methadon-Vertrag gescheitert (taz berichtete), sondern die gesamte Hamburger Drogenpolitik. Besonders verärgert ist er, weil seine Organisation und die Kassenärztliche Vereinigung den Krankenkassen konkrete Vorschläge gemacht hatten, wie deren Kosten gesenkt werden könnten, zum Beispiel an den Laborkosten für Urinproben.

Denn rund die Hälfte der 14 Millionen Mark, die die AOK jährlich für ihre 1300 substituierten Versicherten zahlt, sind Laborkosten. Rund vier Millionen Mark kostet das Methadon und rund zwei Millionen Mark die ärztlichen Leistungen.

Nach Ansicht des Leiters der Drogenambulanzen der Ärztekammer, Georg Chorzelski, könnte sich die Häufigkeit der teuren Urinanalysen, mit denen kontrolliert werden soll, ob die Suchtkranken noch andere Drogen nehmen, nach dem Therapieverlauf richten: „Viele Ärzte kontrollieren sich dumm und dämlich und verdienen sich dadurch auch dumm und dämlich“, erklärte Chorzelski (siehe auch nebenstehendes Interview).

Auch der Drogenbeauftragte des Senats, Horst Bossong, ist verärgert über die Pfennigfuchserei der AOK. Die Stadt, so Bossong, zahle „mindestens ebensoviel wie die AOK“. Die Gesundheitsbehörde kommt für alle nicht gesetzlich versicherten Abhängigen auf und zahlt pro Jahr rund elf Millionen Mark für die psychosoziale Betreuung und für die Drogenambulanzen.

Wie es nach dem Scheitern des Methadon-Vertrages mit diesen drei Einrichtungen und ihren 26 MitarbeiterInnen weitergehen soll, will die Gesundheitsbehörde mit der Ärztekammer klären. Denn unter den geänderten Bedingungen könnte auch ihre Existenz bedroht sein. Derzeit werden dort mit 900 Suchtkranken rund 10 Prozent der DrogenkonsumentenInnen Hamburgs betreut, davon allein etwa 600 PatientInnen nach dem Methadon-Programm. Für viele Junkies übernehmen die Ambulanz-MitarbeiterInnen auch die Funktion von Hausärzten und behandeln Erkältungen oder Abszesse, weil diese keine gewöhnlichen Arztpraxen aufsuchen wollen. Wiederum andere wollen dort unter ärztlicher Hilfe einen ambulanten Entzug wagen.

Wie vielen Drogenabhängigen künftig durch die Substitution geholfen werden kann, hängt für Chorzelski hauptsächlich von der Haltung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg ab. Denn ihr obliegt es, wie streng oder fortschrittlich die bundesweiten Richtlinien über neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) ausgelegt werden.

Weiterer Bericht auf Seite 4

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