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Badener baden nicht mehr in unnötigem Müll

■ Uni-Klinik in Freiburg als Beispiel: sie zieht die erste Öko-Bilanz

Freiburg (taz) – Früher schüttete die Uni-Klinik Freiburg im Jahr 3,1 Tonnen Kloreiniger in die Toiletten – heute wird auf die Chemiebombe ganz verzichtet. „Das Zeug ist völlig überflüssig“, begründet der Freiburger Professor für Krankenhaushygiene, Franz Daschner, die Entscheidung. Auch Duftstoffe sind, weil ebenso unnötig, heute tabu. In der Klinikwäscherei wurde in den vergangenen Jahren der Verbrauch an Chlorbleiche von 6,5 Tonne jährlich auf eine halbe Tonne gedrückt; Sauerstoffbleiche hat das ermöglicht. Und die Menge des infektiösen Mülls wurde von 200 auf weniger als 30 Tonnen im Jahr reduziert, indem mehr sterilisiert und weniger weggeworfen wird.

So kann es sich das Freiburger Uni-Klinikum jetzt leisten, seine Öko-Bilanz zu veröffentlichen: Als erstes Klinikum in der Bundesrepublik hat man sich selbst einmal auf Herz und Nieren geprüft. Die Erhebung orientierte sich an den Vorschriften für das Öko-Audit im produzierenden Gewerbe. Für Professor Daschner, der sich seit Jahren für Umweltschutz in der Klinik engagiert, eine wichtige Erfahrung: „Wir haben noch viele Defizite erkannt.“ Es bleibt also noch genug zu verbessern.

Daschner hat sich keine leichte Aufgabe gewählt. Bei fast 7.000 Beschäftigten und knapp 2.000 Patienten kommt eben einiges zusammen. All das ist jetzt nachzulesen: Sieben Kilogramm Müll fallen pro Pflegetag an, fast 300 Kubikmeter Wasser werden pro Bett im Jahr verbraucht. Elf Tonnen Wäsche belasten pro Tag die Umwelt und die 56.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich die Atmosphäre.

Ob Müll oder Energieverbrauch – die Zahlen sollen allesamt sinken. Ein Teil des Stroms wird schon heute mit Kraftwärmekopplung bei einem Wirkungsgrad von 87 Prozent selber erzeugt, 20.000 Kilowattstunden Solarstrom im Jahr kommen künftig vom Klinikdach hinzu.

Eine sogenannte „Akku-Teria“ (von der Klinik zusammen mit einem Unternehmen der Region entwickelt) ermöglicht, was Batteriehersteller nicht gerne hören: Sie lädt gewöhnliche Alkalibatterien bis zu zehnmal wieder auf. Der Einkauf an Batterien wird daher in diesem Jahr auf unter 1.000 sinken – nachdem er zuvor bei 7.200 Zellen im Jahr lag. Wo technisch möglich, liefern freilich schon lange Akkus den Strom. Eine Chemiebörse verteilt Stoffe optimal über die verschiedenen Abteilungen.

Und Gelder gibt's auch noch mal. Nachdem das Stuttgarter Umweltministerium bislang schon 260.000 Mark bereitgestellt hatte, konnte Minister Harald B. Schäfer nun auch noch 1,4 Millionen Mark EU-Zuschüsse lockermachen: Für ein Gemeinschaftsprojekt zusammen mit Bologna, Graz, Brüssel und Utrecht. Bernward Janzing

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