: Stille Post
Endlich mal gute Neuigkeiten aus dem Theater. Im Concordia hat das Jahr mit input –96,der Kooperation zwischen dem Bremer Theater und Gastspielen aus der freien Szene ermutigend begonnen. Zum Auftakt war endlich einmal wieder mit „Ankommen“ - ein Jürgen Müller-Othzen in der Stadt zu sehen. Bei stetig fallenden Wassertropfen zelebrierte der Meister selbst auf rostigem Bühnenmetallkörper Minimalistisches: eine Butho-Performance mit Konzessionen, die streng genommen eher als Euro-Butho zu bezeichen wäre. Mit Lubricats „Macbeth“ aus Berlin war dann Schluß mit den Halbheiten. Alles was Sie immer schon über Shakespeare wissen wollten in 90 Minuten: Blut, Drama, Obsessionen. Und das Ganze hoch gepeitscht die originellsten Textefassung, die nicht eine Zeile Shakespeare enthält und doch den Kern trifft. Langeweile kommt nicht auf durch den ständigen Wechsel von pseudo- pathetischen Textstellen gemischt mit den allerprivatesten Banalitäten. Die Schauspieler haben ihren Macbeth offensichtlich schon hinter sich, rauchen statt der Zigarette danach, ein letztes Aufbäumen der perversionen. Allen voran, ein herausragender Armin Dallapiccola in der Hauptrolle. Bremens Antwort auf Gerard Derardiau und Harvey Keithel. Wie er am Rande des Festmahls erst die Finger, dann die ganze Hand im einer Honigmelone versenkt und rythmisch zustoßend ihr Fruchtfleisch verspritzt, das wird an lustvoll-obszönen Bühnenaktionen seinesgleichen suchen.
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Tummelplatz Werdersee. Vor 14 Tagen war kein Halten mehr, als das Eis dick genug war, ergossen sich die SchlittschuhläuferInnen seeauf, seeab. Zu Lande boomte der Konsum. Nicht nur die stationären Imbisse hatten Konjunktur, auch ambulante Dienstleister nutzten die Temperaturen der Stunde, um heiße Schokolade und gebrauchte Schlittschuhe feilzubieten. Würstchen sowieso. Und vergangenes Wochenende? Das Eis war noch immer da, doch bloß ein einziger, athletisch seine Schleifen drehender Läufer. Das sah majestätisch aus, und der einsame Läufer wußte das wohl, als er die bewundernden Blicke der paar Deich-Flanierer auf sich zog. Und sich fragte: Warum nur ist der See, obwohl vereist, verwaist? Antwort: Der Eiswart gibt das Eis frei, und alle kommen. Das Gegenteil gilt auch. taz
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