: Klassenfahrten drohen auszufallen
■ GEW fordert Finanzsenatorin zur Aufhebung der Ausgabensperre auf
Hunderte von Berliner Schulklassen müssen in diesem Schuljahr womöglich auf die beliebten Klassenfahrten verzichten, befürchtet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Wegen der im November 1995 vom Finanzsenator verhängten Ausgabensperre gebe es keine Zuschüsse für bedürftige Schüler – in der Regel maximal 120 Mark pro Tag, sagte GEW-Chef Erhard Laube gestern.
Auch für die Dienstreisekosten der begleitenden Lehrer (25,50 Mark pro Tag) sei kein Geld mehr da. Die Genehmigung für eine Klassenreise gebe es nur, wenn die Lehrkräfte auf Erstattung von Dienstreisekosten verzichteten. Wegen der unklaren Finanzlage müssen viele Schulen schon jetzt die gebuchten Reisen stornieren, damit keine Regreßansprüche entstehen.
Laube bezeichnete Klassenfahrten als „Highlights im Leben der Schüler“. Rund 7.000 Fahrten fanden alljährlich statt. Die Lehrer hätten in der Vergangenheit die mit der Durchführung verbundene große Mehrbelastung auf sich genommen, weil sie den pädagogischen Wert solcher Reisen schätzten. Der „Rotstift des Finanzsenators“ sei schuld daran, wenn es keine Klassenfahrten mehr gebe. Der GEW-Chef forderte den Senat auf, die Ausgabensperre für diesen Bereich aufzuheben.
Zudem wurde darauf verwiesen, daß die Schullandheime als Ziel solcher Reisen negativ betroffen seien. Täglich gingen jetzt Absagen für bis zum Sommer gebuchte Aufenthalte ein, sagte der Leiter des Schullandheim-Verbandes Berlin, Roland Posern. Für die Einrichtungen führe dies zu wirtschaftlichen Einbußen, die nur schwer aufzufangen seien, betonte Laube. „Wegen kurzfristiger Finanzentscheidungen werden sie in den Ruin getrieben.“ Einige stünden bereits vor dem Aus, so das Heim in Pleystein im Oberpfälzer Wald.
Nach Ansicht des Gewerkschafters werden die Einnahmeausfälle längerfristig zu einer Erhöhung der Tagessätze führen. Die Lasten müßten die Eltern tragen. ADN
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