: „Täter“ ist exakter
■ betr.: „Der Mörder kam nicht von draußen“, taz vom 22. 1. 96, „Ur teile und Vorurteile“, taz vom 23. 1. 96
Die taz titelt mit „Der Mörder kam nicht von draußen“. Das bedeutet für mich: die taz weiß mit Sicherheit, daß der/die Täter aus dem Heim selber kam/kamen und Mörder ist/sind. Aus dem Artikel geht dann aber nicht hervor, daß dies eindeutig feststeht. Es gibt wohl nur die Aussage eines nicht zu schlauen Feuerwehrmannes. Damit stempelt die taz weit vor dem Gerichtsprozeß einen Menschen zum Mörder, dem, auch wenn er (einer) der Täter sein sollte, mit diesem Titel vielleicht sogar unrecht getan ist.
[...] Wenn der Titel als Frage gestellt worden wäre, hätte sich das ganz anders angehört; aber am besten wäre das Wort „Mörder“ gar nicht benutzt worden. „Täter“ ist exakter, solange man von Motiven nichts weiß oder nur etwas vermutet.
Dafür gefiel mir der Kommentar von Christian Semler am 23. 1. sehr viel besser: „Die Aufmerksamkeit des Klugen wetteifere mit der Zurückhaltung des Vorsichtigen.“ Das gilt auch taz-intern. Gertie Brammer, Weikersheim
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