Zoff an der Uni

■ Asta sauer über die Veröffentlichungen ihrer Finanzgebaren / Opposition wird unter Druck gesetzt

Es ist ruhig auf der Asta-Etage. Zwei Studenten haben es sich in der Sitzecke bequem gemacht. Doch die Ruhe auf der Etage täuscht. Hinter den Türen zofft es gewaltig. Nach den Veröffentlichungen über die umstrittenen Finanzgebaren des Allgemeinen Studentenausschusses (Asta) (siehe taz 1.12.) hat die Studentenvertretung zum Sturm auf ihre mutmaßlichen Feinde geblasen.

Bis gestern hatten die 18.000 Studenten der Universität Gelegenheit, 25 ihrer Kommilitonen in den Studienrat zu wählen. Der Studienrat stellt den Asta. Daß die Finanzgebaren des amtierenden Astas (Reisekosten: ca. 18.300 Mark für Reisen, die zum Teil keinen studentenpolitischen Bezug erkennen lassen) schmeckt den amtierenden Uni-Herrschern nicht. Sie haben die Opposition – die Naturwissenschaftliche Liste – in Verdacht, die Daten der Presse zugespielt zu haben. Auf einer Krisensitzung gaben vier Mitglieder der Finanzprüfungskommission eine Eidesstattliche Versicherungen ab, daß sie keinen Kontakt zur Presse hatten. Der oppositionelle Vertreter der Naturwissenschaftsliste war nicht anwesend war – keine eidesstattliche Versicherung also und ein klarer Beweis. Ein Mitglied des Astas griff zum Telefonhörer und zitierte den Oppositionellen ins Büro. „Wenn er nicht in einer halben Stunde im Büro der Asta ist, werden rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet“, drohte ein Studentenvertreter dem verdutzten Vater. Der Student – nicht minder verdutzt – machte sich auf den Weg ins Büro. Die Abordnung erwartete ihn. Alle Bremer Zeitungen mußte der Oppositionelle anzurufen, um die Veröffentlichung zu verhindern.

Doch am nächsten Tag stand doch alles in den Zeitungen. Ein Flugblatt mußte her. „Die Unterlagen, die taz und Bild mittels des Vertreters der „Nautrwissenschaftsliste“ zugespielt wurden.... haben datenschutzrechtlichen Status“, empörte sich die „Antirassistische Liste“. Einem weiteren Oppositionellen von der Naturwissenschaftsliste wurde Hausverbot auf der Asta-Etage angedroht. „Gebt der Hetze keine Chance - wählt links“, mahnte die „Antirassistische Liste“ (der 2. Asta-Vorsitzende Mustafa Calikoglu steht auf Platz zwei). Presseerklärungen gingen per Fax raus. Darin gibt die Asta zu, daß die Gerichte „in ständiger Rechtssprechung ein allgemeinpolitisches Mandat“ des Astas verneinen. Aber: „Die herrschende Rechtssprechung hat ... Unrecht.“ „WÜRG“ steht in großen Lettern auf einem anderen Flugblatt. „Das Schreiben (an die Presse) erhielt neben Flugblättern der Naturwissenschaftsliste ... ein Anschreiben, ... sich bei Nachfragen telefonisch an bekannte Vertreter der Naturwissenschaftsliste zu wenden.“ (Anmerk. der Red.: Es gibt gar kein Anschreiben) „Alle die wirklich wissen wollen, was der Asta macht und für was er Geld ausgibt, können sich im Asta informieren.“ Doch Freitag vormittag arbeitet dort nur ein freundlicher Student, der mit den Achseln zuckt. Auf dem Flur hängt ein Wahlaufruf: „Nur 20 Prozent“ der Studenten gehen zur Wahl, beklagt die Feministische Liste. Die meisten Studierenden nehmen den Asta „politisch nicht ernst“. „Die Wahlbeteiligung ist mies. Vielleicht zehn, höchstens 15 Prozent“, bestätigt einer der Wahlhelfer. „Ich hab' halt andere Sorgen – Seminare, Klausuren“, ist die häufigste Antwort der befragten Studenten. Gegen 18 Uhr liegen bei der Wahl der „Asta für alle“ und die „Antirassistische Liste“ vorn – jene Listen, aus denen der jetzige 1. Vorsitzende Lars Christian Wichert und sein Stellvertreter Mustafa Calikoglu stammen.. kes