: Her mit der Maloche!
■ Samstags gehört Papa der ARD: Das Servicemagazin für Beschäftigungslose „Jobs & Karriere“ (Sa., 17.00 Uhr, ARD)
Manchmal überrascht die ARD mit ihrer schwerfälligen Programmplanung doch immer wieder durch visionäre Weitsicht. Daß in diesem Jahr der Slogan vom „Bündnis für Arbeit“ hoch im Kurs stehen würde, können die Programmplaner vor zehn Jahren (normaler ARD-Vorlauf) unmöglich gewußt haben. Vor diesem Hintergrund ist ihnen mit dem neuen Servicemagazin für Beschäftigungslose fraglos ein feiner Coup gelungen.
Achtmal im Jahr sollen hier im Rahmen der unzähligen ARD- Ratgebersendungen wertvolle Tips zur Lohn-und-Brot-Beschaffung verabreicht werden. Die Zielgruppe ist dabei selten klar umrissen. Neben dem Heer derer, die allmonatlich von der Bundesanstalt für Arbeit bilanziert werden, soll hier vor allem auch Schulabängern (von Haupt- bis Hochschule) eröffnet werden, wo's denn langgehen könnte im Leben, jedenfalls dem beruflichen. Indes, um allzu hochfliegenden Erwartungen gleich einen Riegel vorzuschieben: Jobs, Karrieren gar, werden hier nicht vermittelt. (Also, ihr lieben Headhunter, zurücklehnen! Keine neue Konkurenz im Anmarsch.)
Statt dessen werden in der von Gisela Steinhauer moderierten Sendung 30 Minuten lang unbezahlbare Tips verabreicht zu drängenden Fragen wie „Wie bewerbe ich mich richtig?“ oder „Was bringt ein Auslandsstudium?“ In der heutigen Premiere sollen unter anderem der Beruf der bzw. des (beim verantwortlichen WDR ist man inzwischen geschlechterkampfmäßig total p. c.) Medienkauffrau bzw. Medienkaufmannes vorgestellt und das Schwerpunktthema „Existenzgründung“ abgehandelt werden. Doch auch wer bereits stolz ein geregeltes Einkommen sein eigen nennt, darf hier gewinnbringend zugucken. Themen wie „Kündigung und Neuanstellung“, „Laufbahnplanung“, „Regionale Gehaltsvergleiche“ oder „Umschulung“ sollen auch (un-)zufriedene ArbeitnehmerInnen aufmerken lassen.
Last, not least ist „Jobs & Karriere“ jedoch ein Versuchsballon, den der WDR in Sachen Multimedia ins Rennen schickt. Zum einen kommt das Projekt schlicht bimedial daher. Die Sendung gibt's nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Hörfunk (da vierzehntäglich – samstags von 14.45 bis 15 Uhr auf WDR2). Darüber hinaus geht's auch schwer auf die Datenautobahn: Neben auf eher altbackenem Elektroplunder wie Videotext (S.530) und Fax-on-demand (0130-5112) lassen sich die Infos zur Sendung auch über T-Online (*37106a) und Internet (http:// www.wdr.de/) abrufen.
So was freut den arbeitslosen Informatiker. Hungerleider von vorgestern dürfen aber auch noch schreiben, notfalls mit der Hand: „WDR Jobs & Karriere, 50 600 Köln“. Auf daß da künftig niemand mehr mit der Ausrede komme, ihm gebreche es an Arbeit, weil er nicht im Internet oder so. Reinhard Lüke
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