: Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Aids
■ Mit einer neuen Gruppe von Medikamenten können die Viren gehemmt werden
San Francisco (taz) – „Unheimlich ermutigend und hoffnungsvoll“ ist nach Ansicht der San Francisco Aids Foundation (SFAF) die Entwicklung einer neuen Therapie, die das HI-Virus im menschlichem Körper hemmt. Sogenannte Proteasehemmer sind derzeit die große Hoffnung für HIV-Infizierte. Sie blockieren im Körper ein für die Vermehrung des Virus essentielles Enzym. Die Pharmakonzerne Merck und Abott, in deren Forschungslabors die neuen Wirkstoffe entwickelt wurden, warten derzeit auf die Zulassung der Medikamente durch die US-Gesundheitsbehörde.
Crixivan, so der Name des Proteasehemmers von Merck, muß zusammen mit den Medikamenten ATZ und 3TC verabreicht werden. Versuche haben gezeigt, daß durch die kombinierte Verabreichung der Medikamente das HI-Virus bei fast 90 Prozent aller Versuchspersonen im Blut verschwindet. Mit dem Enzymblocker scheinen die HI-Viren unter Kontrolle gehalten werden zu können. Und, „wenn man HIV kontrolliert, so kann man auch Aids kontrollieren“, so Thimothy Rodrigues von der SFAF.
Eine Therapie, bei der die Medikamente täglich eingenommen werden, könnte das Leben von Aids-Patienten möglicherweise bedeutsam verlängern.
Etwa 25.000 US-Dollar müßte ein Patient jährlich für die Therapie mit den drei Medikamenten auf den Tisch legen. Nach Informationen der SFAF ist es möglich, daß in einigen US-Staaten diese Behandlung nicht von den Krankenversicherungen übernommen wird. Sozial schwache Patienten, die kaum in der Lage sein dürften, diese Summen aufzubringen, wäre somit der Zugang zu dieser Behandlung verwehrt.
Die neue Therapie ist zwar eine „vielversprechende Behandlungsmethode“, so die SFAF, ein Heilmittel ist damit noch nicht gefunden. Bei den Versuchen mit Crixivan konnte das HI-Virus zwar nicht mehr im Blut gefunden werden, was nicht bedeutet, daß es ganz aus dem Körper verschwunden ist. Ob es weiterhin in den Lymphknoten, dem Gehirn oder der Milz vorhanden ist, wurde nicht untersucht. Zudem ist noch nicht bekannt, wie lange die Proteasehemmer die Vermehrung der Viren aufhalten können. Die Versuche mit den neuen Medikamenten sind bisher lediglich über einen Zeitraum von 18 Monaten durchgeführt worden. Ingo Malcher
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