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Rebellenoberst in Wartestellung

■ Nach der Militärrebellion in Tadschikistan sprechen beide Seiten von friedlichen Lösungen. Sie haben das gleiche Ziel

Berlin (taz) – Nach der der Militärrebellion im mittelasiatischen Tadschikistan tagte gestern das dortige Parlament in Permanenz. Die Abgeordneten berieten über die Forderung der Rebellenführer „Oberst“ Mahmud Khudojberdijew und Imod Baimatow nach Rücktritt der Nummer 2 des Regimes, Vizepremier Mahmadsaid Obaidullojew, sowie des Ministers für Verteidigung und des Staatschefs. Auch Juri Baturin, Sicherheitspolitischer Berater Boris Jelzins, schaltete sich ein. Rußland ist durch einen Sicherheitsvertrag mit Duschanbe verbunden und hat dort 25.000 Soldaten stationiert.

Die Rebellen hielten sich unterdessen zurück. Oberst Mahmuds Mannen gruben sich mit mehreren Panzern auf einem Gebirgspaß zehn Kilometer südlich der Hauptstadt ein, berichtete die BBC gestern. Beimatow liege mit 500 Leuten und zehn Regierungssoldaten als Geiseln 60 Kilometer westlich. Die Regierungstruppen ihrerseits errichteten Checkpoints zwischen den Rebellen und der Hauptstadt. Im Zentralstadion der Stadt versammelten sich Hunderte bewaffnete Zivilisten, um die Regierung zu verteidigen. Der Chef der kleinen UN-Beobachtertruppe, Darko Silovic befürchtet einen neuen Bürgerkrieg.

Doch betonen beide Seiten, ihr Interesse an einer friedlichen Regelung. Das ist glaubhaft, weil sie dasselbe politische Ziel verfolgen: Die Brechung der Vorherrschaft des Kuljaber-Clans von Vizepremier Obaidullojew.

Die Rebellenführer Khudojberdijew und Baimatow – beide usbekischer Herkunft – standen mit ihm im Bürgerkrieg zwar auf der gleichen Seite, gehören jedoch zum sogenannten Clan von Khodschent. Die Stadt, die zu Sowjetzeiten Leninabad (Leninstadt) hieß, ist das Zentrum des stärker industrialisierten Nordens Tadschikistans und zugleich der etwa 30 Prozent der Landesbevölkerung stellenden usbekischen Minderheit, die bis zum Bürgerkrieg die Republik dominierte.

Nach dem Sieg der Koalition Kuljab/Khodschent wurden letztere nach und nach ausgebootet. Khudojberdijew wurde aus seiner Hochburg in den Süden nach Kurgan-Tjube verlegt, eine ehemalige Hochburg der Opposition. Dort versuchte er Ende letzten Jahres im Auftrag der Regierung, eine ebenfalls dort stationierte Kuljaber-Einheit kaltzustellen. Bei den heftigen Kämpfen starb auch der österreichische Chef der örtlichen UN-Beobachter, Wolf Sponner.

Baimatow setzte sich eigenmächtig aus Kurgan-Tjube in seine Geburtsstadt Tursunzode an der Grenze zu Usbekistan ab. Dank guter Beziehungen zum afghanischen Warlord Abdurraschid Dostam, der ebenfalls usbekischer Herkunft ist, verfügt er über ein beträchtliches Waffenarsenal einschließlich Stinger-Flugabwehrraketen. Außerdem soll er Verstärkung durch usbekische Regierungstruppen erhalten haben.

Angesichts dieser Konstellation hat Präsident Rahmonow kein leichtes Spiel. Kann er die widerstrebenden Kräfte in seinem Lager nicht ausballancieren, droht die Ersetzung der Herrschaft eines regionalen Clans durch die eines anderen: Nährboden für einen neuen Bürgerkrieg. Thomas Ruttig

Kommentar auf Seite 10

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