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Die eigenen Fleischtöpfe retten

■ Pensionierter Dermatologe als Methadonexperte

Während alle noch auf einen Kompromiß in Sachen Methadon-Vertrag hoffen und auf Hochtouren Krisengespräche geführt werden, schafft die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hamburg schon Fakten: Sie besetzt die Kommission neu, die künftig nach den bundesweiten und strengeren NUB-Richtlinien (Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden) entscheiden soll, wer substituiert wird.

Die bisherigen Kommissionsmitglieder Klaus Behrendt, Leiter der Abteilung Drogenentzug im Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll, und Rolf Schmidt, Leiter der Drogenambulanz Wandsbek – zwei ausgewiesene Drogen- und Substitutionsfachleute –, wurden hinauskomplimentiert, wie die NDR Hamburg-Welle gestern meldete. An ihre Stelle treten Mitglieder, die Insidern zufolge weder als Drogenexperten noch als Methadonbefürworter gelten.

Das müßten diese auch nicht sein, rechtfertigte gestern der stellvertretende Vorsitzende der KV Hamburg, Michael Späth, die Entscheidung: „Da sind andere Kompetenzen gefragt, deshalb haben wir die Kommission mit erfahrenen Dermatologen, Internisten, Allgemeinmedizinern besetzt.“ Es gehe nicht um die Drogensucht, sondern darum, beurteilen zu können, was schwere Krankenheiten sind, die allein eine Substitution nach den NUB-Richtlinien rechtfertigten.

Der Drogenbeauftragte des Senats, Horst Bossong, ist da anderer Auffassung: „Als Aufsichtsinstanz wird die Gesundheitsbehörde prüfen müssen, ob diese Ärzte auch die notwendigen Erfahrungen mitbringen.“ Denn laut NUB-Richtlinien sollen in der Kommission „zwei Ärzte mit besonderer Erfahrung in der Behandlung von Suchtkranken sein“.

Für die beiden entlassenen Ärzte hat ihre Verabschiedung ein einziges Ziel: „Da wird eine Crew zusammengestellt im Sinne der strengeren bundesweiten Richtlinien“, erklärt Rolf Schmidt. Und Klaus Behrendt meint: „Damit soll verhindert werden, daß viele Leute über NUB-Richtlinien substituiert werden, weil es dann an die Fleischtöpfe der niedergelassenen Ärzte geht.“ Denn die Behandlung muß nach NUB aus deren Budget finanziert werden und nicht wie bisher aus Sondermitteln.

Um Methadon ging es gestern auch bei einem Treffen zwischen der Geschäftsführerin der AOK, Karin Schwemin, und Bürgermeister Henning Voscherau, das „konstruktiv“ verlaufen sei.

Substituierte, Drogeneinrichtungen und die Gewerkschaft ÖTV rufen für heute um 15 Uhr zu einer Demo vor der AOK-Hauptverwaltung auf, Treffpunkt: S-Bahnhof Hasselbrock. Die GAL Altona lädt um 20 Uhr zu einem Diskussions-Abend über Methadon in die Nöltingstraße 49a ein. Patricia Faller

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