: Kaum Hoffnung für 189 Karibikreisende
■ Boeing 757 stürzt vor der Nordküste der Dominikanischen Republik ins Meer. An Bord waren vor allem Deutsche. Bergungsarbeiten sind wegen Unwetter schwierig
Berlin (taz) – Ein vor allem mit deutschen Urlaubern besetztes Charterflugzeug ist in der Nacht zum Mittwoch vor der Nordküste der Dominikanischen Republik ins Meer gestürzt. Die Boeing sei „höchstwahrscheinlich“ von einem Blitz getroffen worden, teilte der Reiseveranstalter, das Hamburger Unternehmen Öger Tours, am Nachmittag mit. Die US- Küstenwache konnte die Blitzschlagtheorie dagegen nicht bestätigen, und auch das Luftfahrtbundesamt teilte mit, daß moderne Flugzeuge gegen Blitzeinschläge geschützt seien. Das Unglück ereignete sich wenige Minuten nach dem Start um 23.30 Uhr Ortszeit (4.30 Uhr MEZ). An Bord der Boeing 757 der dominikanischen Fluggesellschaft Alas Nacionales befanden sich vermutlich 174 deutsche Passagiere, zwei Polen und 13 Besatzungsmitglieder. Sie sollte um 14.10 Uhr in Berlin zwischenlanden und um 16.45 Uhr in Frankfurt ankommen.
Nach Angaben der US-Küstenwache hat keiner der Insassen überlebt. Bis 15 Uhr seien rund 40 leblose Körper geborgen worden. Die Rettungsarbeiten gestalten sich äußerst schwierig. Regen und schwere See behinderten die Sucharbeiten am Unglücksort, wo Leichen zwischen Wrackteilen und einem Ölteppich trieben. Viele Taucher hatten Angst, wegen Haien ins Wasser zu gehen.
Die Boeing 757 war nach Angaben von Öger Tours als Ersatz eingesetzt worden, da die ursprünglich vorgesehene Boeing 767 nicht flugbereit war. Das Bonner Verkehrsministerium teilte mit, daß das Flugzeug nicht versichert war und auch keine Genehmigung für den Flug nach Deutschland hatte. Nach Rotkreuzangaben war die Maschine mit einer Stunde Verspätung gestartet, weil noch Reparaturarbeiten durchgeführt worden waren. Bei der Besatzung des verunglückten Flugzeuges handelte es sich um eine 13köpfige Crew aus elf Türken und zwei Dominikanern.
Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld wurde ein Krisenstab aus Ärzten, Psychologen, Reisebüromanagern und Polizisten zur Betreuung der Angehörigen einberufen. Die Brandenburger Polizei und das Reiseunternehmen richteten eine Auskunftsstelle ein. Das Auswärtige Amt in Bonn, das die vorläufige Passagierliste hat, schaltete ein Info-Telefon. Das Unglück in der Karibik ist, soweit bekannt, der zweite Absturz einer Boeing 757: Im Dezember letzten Jahres war eine 757 in Kolumbien gegen einen Berg geprallt. wahn
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