: Musik als Haltung
■ Zu Gast in Bremen: Yehudi Menuhin und sein „Festival Orchestra“ geben zwei Konzerte in der „Glocke“
Der vielleicht größte Geiger des Jahrhunderts hat sich auch als Dirigent längst einen Namen gemacht. Im „Menuhin Festival Orchestra“ pflegt Yehudi Menuhin einen vielleicht altmodisch wirkenden, aber heute auch wieder notwendigen Idealismus und Optimismus: „Da sollte nicht nur ein musikalisches Verständnis zwischen Dirigent und Orchester bestehen, sondern ein einmaliges familiäres Gefühl.“ Viele junge Leute kamen bei der letzten Erneuerung des Orchesters im Frühjahr 1994 dazu. Nun kommt das „Menuhin Festival Orchestra“ nach Bremen, unter Leitung des Meisters, und zwar gleich zu zwei Konzerten.
Im April dieses Jahres wird Menuhin 80 Jahre alt. Schon zu Wunderkindzeiten eine Legende, hat der in New York geborene Sohn russischer Eltern sein Musikverständnis und sein Geigenspiel stets auch zu außermusikalischen Zwecken eingesetzt.
Er gab Wohltätigkeitskonzerte für palästinensische Flüchtlingskinder, was ihm, dem Juden, die Israelis lange nicht verziehen. Er lieferte einen vielbeachteten Beitrag zum Verständnis zwischen den Kulturen, als er gemeinsam mit dem indischen Sitarvirtuosen Ravi Shankar und dem Jazzgeiger Stephane Grapelli spielte.
Immer wieder hat Menuhin seine unbequeme, aber sanfte Stimme erhoben: als Gründer einer Stiftung für den Erhalt musikalischer Kulturen, als Präsident des internationalen Musikrates der Unesco, als Initiator einer Musikschule für den Nachwuchs, an der die Kinder nicht nur musikalisch erzogen werden sollten, sondern als „ganze Menschen“. Nicht von ungefähr erhielt Menuhin 1979 als erster und bislang einziger Musiker den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
In Bremen gastieren Menuhin und sein Orchester am Wochenanfang in der „Glocke“. Am 11.2. geben sie Beethovens berühmteste Sinfonie, die fünfte. Und am 12.2. die explosivste Sinfonie, Nummer sieben. Dazu ist im ersten Konzert Mozart (Divertimento KV 334) zu hören und im zweiten Prokofieff (Sinfonie classique) sowie die Kammersinfonie von Schostakowitsch, mit dem Menuhin befreundet war. Musik ist immer auch viel mehr als Musik: Mit dieser und für diese Haltung ist Yehudi Menuhin eine der glaubwürdigsten Persönlichkeiten unserer Zeit. usl
11./12.2., „Glocke“, jeweils 20 Uhr
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