: Bosnische Serben für Zusammenarbeit mit Ifor
■ US-Unterhändler Richard Holbrooke besteht auf Einhaltung des Abkommens von Dayton. Bosniens Präsident setzt vier serbische Offiziere wieder auf freien Fuß
Split (taz) – Wenn es in Bosnien brennt, erscheint der US-amerikanische Unterhändler Richard Holbrooke. Gestern wollte er die Konfliktwogen in Sarajevo und Mostar glätten und stellte gleich fest: „Wir sind hier, um auf der vollständigen Einhaltung des Abkommens von Dayton zu bestehen.“ Und er gab dem EU-Administrator von Mostar, Hans Koschnick, volle Rückendeckung. Die kroatischen Extremisten in Mostar dürfen auf keine weitere Konzessionsbereitschaft der USA hoffen.
In Sarajevo ist die Lage komplizierter. Mit seiner Ankündigung, vier der acht verhafteten serbischen Offiziere und Soldaten am Samstag freizulassen, kam der bosnische Präsident Alija Izetbegović zwar dem Druck aus dem Hause des „Hohen Repräsentanten“ der internationalen Gemeinschaft in Sarajevo, Carl Bildt, entgegen. Vier dieser Offiziere bleiben jedoch in Haft. Izetbegović hätte innenpolitisch auch gar keinen Spielraum für weitere Konzessionen. Schon die Freilassung der vier weniger belasteten serbischen Offiziere war von Protesten begleitet. Den serbischen General Djordje Djukić und Oberst Aleksa Krsmanović freizulassen, hätte eine regelrechte Protestwelle im muslimisch- bosnischen Gebiet ausgelöst: Djordje Djukić gehört zu jenen Offizieren, die Sarajevos Belagerung leiteten und die Befehle zur Beschießung ziviler Ziele gaben. Schon seit längerem finden Ermittlungen gegen diesen vierthöchsten serbischen Militär in Bosnien-Herzegowina durch das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag statt.
Das Ifor-Kommando hat auf die Verhaftung der serbischen Offiziere mit Verständnis, reagiert. So könnte sich Holbrooke darauf beschränken, die Spannungen innerhalb der Führung der „Srpska Republika“ zu vergrößern, die angesichts der Verhaftungen der Offiziere deutlich geworden sind. Sowohl Karadžić wie auch General Mladić forderten, die Zusammenarbeit mit Ifor einzustellen und die Beziehungen zur bosnisch-kroatischen Föderation abzubrechen. Nach kurzer Besinnungspause stellte sich jedoch der „Regierungschef“ der bosnischen Serben, Rajko Kasagić, offen gegen diese Politik und nahm die Zusammenarbeit mit der Ifor wieder auf. Milošević hat in den letzten Wochen versucht, die mittleren Kader der extrem-nationalistischen Karadžić-Partei SDS zur Sozialistischen Partei herüberzuziehen. Seine Taktik läuft darauf hinaus, die Anhänger Karadžićs dem Kriegsverbrechertribunal zu opfern, die rechtzeitig zu den „Sozialisten“ herübergewechselten Funktionäre jedoch zu schützen. Die internationale Politik beginnt offenbar diese Position zu honorieren. Erich Rathfelder
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