: Sinnloses Abschotten -betr.: "Österliches Einerlei", taz vom 1.2.1995
Betr.: „Österliches Einerlei“, 1.2.95
Die angekündigte Streichung der Hamburger Frühjahrsferien ist ein Skandal, und das aus mehreren Gründen.
1. Die Senatorin bezieht sich zur Begründung auf Hamburgs schandbare Abschottungspolitik. Man tut hierzulande so, als sei nicht längst die ganze Welt nur noch ein Dorf und in unzähligen Abhängigkeiten miteinander verwoben - nein, da darf eine Stadt sich aufspielen und ihre Grenzen für SchulbesucherInnen aus dem Umland dichtmachen, selbst wenn die Eltern in Hamburg unterrichten und nur zufällig außerhalb der Stadtgrenzen wohnen. Behält die Stadt jetzt ihren gesamten Müll, beispielsweise, auch in ihren Grenzen? Und filtert sie alle verschmutzte Luft rechtzeitig vor Grenzübertritt so, daß niemand außerhalb Hamburgs durch die Folgen städtischer Ballung gefährdet wird? Wie absurd!
2. Die Hamburger Märzferien bedeuteten, seit es sie gibt, eine Konstante in der Planung. Man wußte, daß der mühsame Winter - von der Natur als Ausruhzeit gedacht, in der Schule regelmäßig vollgepackt, schon durch die Halbjahreszeugnisse - im März auf jeden Fall eine Erholungsphase bieten würde. Das war unter Gesichtspunkten der körperlichen wie der seelischen Gesundheit vernünftig. Diese kluge, sinnvolle Regelung jetzt der völlig sinnlosen, dummen Abschottungspolitik zu opfern, ist so schlimm, daß man dazu nicht mehr sagen kann. Eine Behörde sollte doch dafür da sein, Kluges zu überlegen, und nicht Anlaß dazu geben, daß man sich über ihre Maßnahmen empören muß.
3. Auf die Vorteile günstigerer Preise in der Vorsaison und noch nicht überfüllter Urlaubsquartiere weist der o. g. Artikel bereits hin.
Hoffentlich melden sich viele von dieser Planung Betroffene energisch zu Wort und veranlassen die Senatorin, die Sinnlosigkeit der ganzen geplanten schulischen Abschottung endlich einzusehen und aufzugeben. Das Geld kann der Grund kaum sein, daran hat es in Hamburg, wenn es darauf ankam, bislang doch nie gefehlt.
Freundliche Grüße!
Dr. phil. Elisabeth Kasch
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