piwik no script img

Giftliste entgiften

■ Scientology: Gericht rügt Mieterverein

„Wir müssen die Seilschaften benennen können, um aufzuklären“, warb Mieterjurist Willi Lehmpfuhl vor dem Landgericht gestern um Verständnis. Half nix. Im Kampf gegen die Machenschaften der US-Sekte Scientology kündigt sich eine juristische Schlappe für den Mieterverein zu Hamburg an. Richter Dieter Krause legte den Mieterschützern gestern unmißverständlich nahe, Immobilienhändler künftig nur dann mit der Sekte in Verbindung zu bringen, wenn die Beweislage ganz eindeutig sei.

Die Immobilienhändler Thomas Frigge, Rainer Lahmann und Otmar Hinsen, die mit ihren Firmen vom Mieterverein auf einer „Giftliste“ der sektennahen Wohnungsspekulanten aufgeführt worden waren, müssen nun wohl wieder ersatzlos gestrichen werden. Im Fall Hinsen stimmte der Mieterverein gestern gar einer Unterlassungserklärung bereits zu. Er darf danach nicht mehr behaupten, Hinsen stehe in Zusammenhang mit Scientology-Firmen oder sei deren Helfer.

Hinsen, Geschäftsführer der „Breitenfelder Straße 52-62 Immobilienverwaltung“, hatte eidesstattlich versichert, „nicht wissentlich mit der Scientology-Sekte zusammenzuarbeiten“. Obwohl Scientologen-Patron Norbert Zürndorf Hinsen als „geschätzten Geschäftspartner“ bezeichnet, konnte dieser die Unterlassungserklärung vor Gericht durchdrücken.

Bis zum nächsten Termin am 26. Februar gab Richter Dieter Krause hingegen dem Vereinschef Eckard Pahlke Zeit zu entscheiden, „ob eine gütliche Beilegung des Streits“ mit den anderen Klägern „in Frage kommt“. Thomas Frigge, Rainer Lahmann und deren „Kommanditgesellschaft System-Beteiligungs GmbH“ hatten ebenfalls Klage eingereicht, weil sich ihre Namen auf der „Giftliste“ wiederfanden. Willi Lehmpfuhl vom Mieterverein wies ihnen nach, mit dem führenden Scientologen Michael Klinger zusammengearbeitet zu haben. Für Richter Krause offenbar kein Grund, sie auch als Sektenfreunde zu outen.

Macht diese juristische Einschätzung Schule, dürften den Hamburger Mietern härtere Zeiten bevorstehen. Denn viele Banken hatten bisher Immobilienfirmen den Kredit-Hahn abgedreht, die nach Recherchen des Mietervereins mit Scientology-Unternehmen zusammenarbeiteten oder sich gar zur „Technologie“ des Sektengründers L. Ron Hubbard bekannten. Volker Stahl

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen