Standbild: Nicht nur handeln: reden!
■ „Die Zeit – zeitgemäß?“ „Arena spezial“ mit Gräfin Dönhoff, Robert Leicht, Manfred Bissinger, Arnd Brunner und ohne Helmut Quarkwort (Do., 22.10 Uhr, N3)
22.14 Uhr
Geburtstagsrunde im Fernsehen. Die alte Tante Zeit wird fünfzig. Das Thema: Ist Die Zeit noch zeitgemäß? Das kann ja nichts werden. Am Diskussionstisch sitzen nur die Zeit-Macher und solche, die gern welche wären.
22.17 Uhr
Moderator Glässgen läßt kein Fettnäpfchen aus. Frage an die Gräfin Dönhoff: „Was würden Sie ändern wollen, wenn Sie noch mal anfangen könnten?“ Gräfin: „Eigentlich nichts.“ Glässgen: „Das ist ein Resümee, das man so stehenlassen kann.“
22.20 Uhr
Beitrag zur Zeit-Geschichte. Blöder Kommentar: „Die Zeit hat's wirklich in sich und macht im Zugabteil viel her.“ Wenigstens kommen endlich die Fakten auf den Tisch: 480.000 Auflage. Erstausgabe 21.2. 1946. „Das Wochenblatt, das allen gefällt, die liberal sind.“ Wir sind nicht liberal. Haben aber mehr Leser.
22.25 Uhr
Bekenntnis der Gräfin: „Ich lese nur ein Drittel.“ Das hören wir gern. Auch Arnd Brunner, Sonntagsblatt-Chef in weißen Socken: „Wenn wir der KSC sind, ist die Zeit der FC Bayern.“ Aber Meister wird ein anderer.
22.30 Uhr
Langweiler Manfred Bissinger will modernen Journalismus vertreten. Kann er nicht.
22.35 Uhr
Die anderen lobhudeln der Zeit, als hätten sie da gern einen Job. Alle reden durcheinander und von der jungen Generation. Die hat längst umgeschaltet.
22.40 Uhr
Heftige Diskussion. Jeder macht Werbung für sein Blatt, dabei wirre Verbrüderung und Bauchpinseleien. Zeit-Chef Robert Leicht: „Wir spielen uns doch alle ab in dem Markt der Intelligenz.“ Sonntagsblatt- Brunner: „Das mit den Medien ist doch wie das Motorradfahren.“ Darauf Woche-Bissinger: „Wir können doch alle froh sein, daß wir so sind, wie wir sind.“ Die Gräfin schweigt. Sie ahnt: Schwachsinn.
22.45 Uhr
Moderator Glässgen will längst niemand mehr hören, aber er kämpft sich durch: „Wir haben ein Problem mit der Zeit. Mit der Zeit mit der Uhr. Ich muß mich abrupt von Ihnen verabschieden.“
Schwur: Der Focus-Fünfzigste darf nicht länger als eine Viertelstunde dauern. Helmut Quarkwort
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