: Integration nützt allen
■ 400 TeilneherInnen bei Demonstration für mehr Integrationsklassen in Hamburg
Für ein „gemeinsames Leben und Lernen“ zogen rund 400 behinderte und nichtbehinderte Kinder und deren Eltern sowie ErzieherInnen und LehrerInnen am Samstag durch die Innenstadt und ließen mehr als „99 Luftballons“ in den Himmel schweben. Sie forderten mehr Integrationsklassen.
„Integration nutzt allen Kindern“, sagte Claudia Nagel-Johannsen von der Landesarbeitsgemeinschaft „Eltern für Integration“. Gerade in der heutigen gewaltgeprägten Zeit könnten Kinder dadurch lernen, mit den Schwächen ihrer MitschülerInnen verständnisvoll umzugehen. „Als Teil unserer Gesellschaft müssen unsere Kinder ein Recht auf Integration haben.“
Bundesweit gelte das Hamburger Integrationsprojekt, das im Kindergartenalter anfängt und bis zur Berufsausbildung und -eingliederung reicht, als vorbildlich, so Claudia Nagel-Johannsen. Aber auf diesen Lorbeeren dürfe sich die Stadt nicht ausruhen. Denn rund 100 behinderte Kinder – zwei Drittel der BewerberInnen um Integrationsplätze – würden jährlich abgelehnt, weil das Angbot nicht ausreiche. Sieben Grundschulen, darunter auch zwei aus den Walddörfern, wo es bisher weder Integrationsklassen noch integrative Regelklassen gibt, haben zwar Anträge bei der Schulbehörde gestellt. Doch wie bereits 1994 wird es auch 1996 keinen neuen Standort geben.
„Geldprobleme“ führte der SPD-Schulexperte, Günther Frank, als Entschuldigung an. Derzeit gebe es 170 Integrationsklassen und 370 integrative Regelklassen. Die Standorte seien gesichert. Der Ausbau werde sich aber verlangsamen. Die „Nullösung“ müßte nicht sein, würden Umstrukturierungen im Sonderschulbereich vorgenommen, um die Integrationsklassen zu finanzieren, argumentieren die Eltern-Initiativen.
Damit wenigstens ein Standort in den Walddörfern, die diese Plätze am dringendsten benötigten, eingerichtet wird, hatte die GAL einen Antrag in die vergangene Bürgerschaftssitzung eingebracht, der in den Schulausschuß überwiesen wurde. Der schulpolitische Sprecher der GAL, Kurt Edler, lobte den „wirklich wichtigen Beitrag für eine humane Gesellschaft“, den die Elterninitiativen für Integration leisteten. Patricia Faller
Landesarbeitsgemeinschaft Eltern für Integration, Tel. 5893144
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen