: Weniger Arbeitsplätze und mehr Profit bei Viag
■ Mischkonzern steigert den Umsatz um 46 Prozent auf 42,2 Milliarden Mark
München (rtr/taz) – Der Mischkonzern Viag AG hat 1995 seinen Gewinn mehr als verdoppelt und dabei gleichzeitig rund 2.000 Stellen im Konzern gestrichen. Mit einem operativen Gewinn von 2,1 Milliarden Mark (1994: 0,85) sowie einem Umsatz von über 42 Milliarden Mark (28,96) habe die Viag bereits Ziele geschafft, die erst mittelfristig erreichbar erschienen, teilte das Unternehmen gestern mit. Die Aktionäre haben im ersten Jahr des Wirkens des ehemaligen bayerischen Finanzministers Georg von Waldenfels (CSU) als Viag-Finanzvorstand allen Grund zur Freude: Sie erhalten eine um 2 auf 12 Mark erhöhte Dividende. Auch für 1996 rechnet Viag mit einer „stabilen Ertragslage“.
Die sehr hohen Zuwachszahlen waren nach Viag-Angaben wesentlich bedingt durch die erstmalige volle Einbeziehung der Stromtochter Bayernwerk und weitere Firmenzukäufe. Dabei seien in den Gewinnzahlen noch nicht außerordentliche Ergebnisanteile enthalten, die durch die Veräußerung der Anteile an den Papierwerken Waldhof (PWA) oder steuerliche Sonderabschreibungen entstanden seien. Rund zwei Drittel des Gewinnanstiegs gingen auf die volle Einbeziehung des Atomstromkonzerns Bayernwerke in die Viag-Bilanz zurück. Den Rückgang der Mitarbeiterzahl auf 83.994 (86.018) begründete das Unternehmen mit erfolgreichen Rationalisierungsmaßnahmen vor allem in den Bereichen Verpackung und Industrie. Der Personalrückgang belaufe sich auf 2 Prozent.
Vom Umsatz her war die Verpackungssparte mit 11,6 Millarden Mark wichtig. Viag ist der größte deutsche Dosenhersteller. Noch mehr Umsatz machte die Viag im Logistikbereich mit 17,2 Milliarden Mark. Dem Konzern gehört das Transportunternehmen Kühne & Nagel. Das Wachstum im Logistikbereich profitierte außerdem durch Zukäufe, vor allem der Handelskette Computer 2000. Kern des Konzerns und am profitabelsten ist jedoch der Energiebereich mit dem Bayernwerk, dessen Umsatz den Angaben zufolge auf 9,2 Milliarden Mark wuchs.
Das Unternehmen investierte im Geschäftsjahr 1995 gut 3,8 Milliarden Mark, einen Großteil davon in Sachanlagen wie in den Neubau eines Braunkohlekraftwerksblocks in Lippendorf sowie in die Erneuerung des Leitungsnetzes.
Große Hoffnungen setzt die Viag auf die noch jungen Aktivitäten im Telekommunikationsgeschäft. Mit der Ergänzung der Allianz mit der British Telecom durch die RWE sei jüngst eine wesentliche Steigerung gelungen. In diesem Bereich wolle man zunächst ein „komplettes Programm“ an Telekom-Diensten anbieten, später auch Sprachmobilfunk- und Satellitendienste. alf
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