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Nazi wegen Beihilfe zum Mord verhaftet

■ Der 90jährige lebte unter falschem Namen in einem Altersheim bei Heilbronn

Weinsberg (taz) –63 Jahre nach der Ermordung von neun Kommunisten aus Braunschweig ist der 90jährige Hermann Meyer wegen Beihilfe zum gemeinschaftichen Mord verhaftet worden. Meyer soll an den Rieseberg-Morden im Jahr 1933 beteiligt gewesen sein. Bei Königswinter waren damals nach einem Mord an einem SA-Mann neun Kommunisten von den Nazis hingerichtet worden. Meyer, damals Kriminalsekretär, soll dabei zugesehen und nichts unternommen haben. Im Jahr 1950 wurden bereits vier Männer, die ebenfalls an der Hinrichtung beteiligt waren, zu Haftstrafen zwischen vier und 25 Jahren verurteilt. Der als „Rabauken-Meyer“ berüchtigte Mann konnte nach dem Krieg aus einem Internierungslager fliehen und untertauchen.

Jahrelang hat der heute 90jährige unter dem Namen Hermann Hartmann in der 5.000-Seelen-Gemeinde Gemmingen bei Heilbronn gelebt. „Ein netter, sympathischer Mann“, sagte heute noch eine Frau vom Einwohnermeldeamt. Er sei nie aufgefallen. Vor einem Jahr zog Meyer ins Altersheim. Wenig später wurde er ins Zentrum für Psychiatrie nach Weinsberg verlegt. Dort nahm ihn die Polizei in der vergangenen Woche mit dem Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Braunschweig aus dem Jahre 1958 fest.

„Die Festnahme war ein Zufall“, sagt ein Sprecher der Heilbronner Polizei. In der vergangenen Woche klingelte bei den Beamten das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war ein Angehöriger von Meyers früherer Lebensgefährtin. „Wir haben eindeutige Identifizierungsmerkmale“, sagte der Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig, Niestroj. In den nächsten Tagen soll nun ein Gutachter entscheiden, ob Meyer überhaupt haftfähig ist. Niestroj: „Wenn ja, wird es einen Prozeß geben. Wenn nein, müssen wir ihn laufenlassen.

Meyers Fall ist einer von rund 5.500, die in der Bundesrepublik wegen nationalsozialistischer Straftaten anhängig sind. Das teilte Justizminister Schmidt-Jortzig auf Grundlage der ersten bundesweiten Statistik über die Verfolgung von NS-Straftaten mit. Insgesamt wurde gegen 106.178 Beschuldigte wegen NS-Straftaten ermittelt, von denen 6.494 rechtskräftig verurteilt wurden. Daniel Ernst

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