piwik no script img

Neugieriger Polizist

■ Atom-Prozeß: Akten aus dem Auto des Verteidigers geliehen und durchgesehen

Hannover (taz) – Von „großer polizeilicher Neugier“ und einem „insgesamt doch unglücklichen Vorgang“ spricht die Polizei in Lüchow. Aber ein wirkliches Fehlverhalten will der Lüchower Polizeisprecher Peter Fesel bei seinem neugierigen Kollegen, einem 58jährigen Oberkommissar aus Dannenberg, nicht erkennen. Kurz vor dem Strafprozeß wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gegen den wendländischen Biobauern und AKW-Gegner Jochen Kulow, hat der Oberkommissar einfach die prozeßvorbereitende Akte des Verteidigers aus dem PKW des Rechtsanwalts Wolf Römmig „ausgeliehen“.

Kulow und sein Anwalt besichtigten in Dannenberg noch einmal den vermeintlichen Tatort, an dem Kulow im Juni 1995 bei einer Anti- Castor-Demo angeblich auf einen Polizisten zugefahren sein soll. Der PKW des Anwalts stand unverschlossen an der Straße. Um im Wagen befindliche Verteidigerakten vor Diebstahl zu schützen, hat der mit seinem Privatwagen vorbeikommende Oberkommissar sie aus dem Wagen genommen und auf die Wache gebracht. Dort wurden sie dann durchgesehen. Andere diebstahlgefährdete Objekte ließ der sicherheitsbewußte Beamte allerdings im PKW zurück.

Anwalt Römmig beantragte gestern wegen dieser Behinderung der Verteidigung die Einstellung des Verfahrens. Weil der Richter dem Aktenklau keine Bedeutung zumaß, muß jetzt über einen Befangenheitsantrag der Verteidigung entschieden werden. Jürgen Voges

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen