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Immer andere Sieger bei den US-Vorwahlen

■ Ganz neu: Forbes oben, Buchanan darunter, Dole daneben, Alexander draußen

Washington (AP/AFP/taz) – Nach jeder Vorwahlrunde sieht die Riege der republikanischen US- Präsidentschaftskandidaten wieder ganz anders aus. Die letzten Abstimmungen in den Bundesstaaten Arizona an der Grenze zu Mexiko sowie North und South Dakota an der Grenze zu Kanada haben Senatsführer Bob Dole und Verlegermillionär Steve Forbes Siege beschert, dem Rechtsausleger Pat Buchanan hingegen relative Niederlagen und Ex-Gouverneur Lamar Alexander eine ziemliche Katastrophe.

Steve Forbes lag in Arizona nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmbezirke mit 33 Prozent in Führung. Es folgten Dole mit 30 Prozent und Buchanan mit 27. In South Dakota siegte Dole überlegen mit 45 Prozent, gefolgt von Buchanan mit 29, Forbes mit 13 und Alexander mit neun Prozent. In North Dakota verbuchte Dole 42 Prozent der Stimmen für sich, Forbes kam mit 20 Prozent auf den zweiten Platz, gefolgt von Buchanan mit 18 Prozent und Alexander mit sechs. Hier lag der vor kurzem noch als mögliche Alternative zu Dole gehandelte Alexander sogar hinter Phil Gramm, der seinen Wahlkampf vor mehreren Wochen aufgegeben und sich hinter Dole gestellt hatte.

Forbes' Sieg in Arizona ist vor allem dem Umstand zu verdanken, daß er dort mehr Geld ausgab als alle anderen Kandidaten zusammengenommen. Forbes peilt als nächstes schwerpunktmäßig New York an, wo am 7. März gewählt wird. „Die Politiker sind draußen“, verkündete der steinreiche Verleger nach seinem Sieg. „Nun hat sich das Rennen auf zwei wettstreitende Visionen von Amerika zugespitzt, geboten von zwei Bürgerkandidaten“. Mit dem zweiten meinte er Pat Buchanan. Denn hinsichtlich der Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag der Republikaner im August, auf dem der Herausforderer von Präsident Bill Clinton gekürt wird, liegt Forbes jetzt mit 60 Delegierten an der Spitze, gefolgt von Buchanan mit 37. Dole hat 36 Delegierte hinter sich, Alexander zehn. Zur Nominierung beim Parteitag in San Diego sind mindestens 996 Stimmen notwendig.

Dole äußerte sich demgegenüber vorsichtig: „Ich bin der Ansicht, daß ich der Kandidat der Republikaner sein werde“, sagte er. „Es könnte ein bißchen länger dauern als geplant.“

In republikanischen Parteikreisen wird schon jetzt über die Möglichkeit spekuliert, daß keiner der derzeitigen Bewerber die notwendige Stimmenzahl zur Nominierung erreicht. Dann könnte ein ganz anderer Kandidat gewählt werden. Bereits wird von verschiedenen Seiten wieder der ehemalige Generalstabschef Colin Powell ins Gespräch gebracht. Er wäre Umfragen zufolge momentan der einzige Republikaner, der den Demokraten Clinton schlagen könnte.

Die öffentliche Selbstzerfleischung der Republikaner wird derweil von den Demokraten genußvoll ausgekostet. Vor allem der Umstand, daß Pat Buchanan so offen die wirtschaftlichen Probleme der US-Arbeiterklasse anspricht, begeistert Clintons Partei, weil er den Wahlkampf von den „rechten“ Themen der moralischen Werte wegführt. Der demokratische Minderheitenführer im Senat, Thomas Daschle, wollte gestern einen großen neuen Plan zur Reform der Unternehmensteuern vorlegen, der viel mehr unternehmerische Aktivitäten der Steuerpflicht unterwirft als bisher und im Gegenzug die Steuersätze senkt. Mit den erwarteten Mehreinnahmen sollen die Lohnnebenkosten reduziert und Steuererleichterungen für Kinderbetreuung und Fortbildung ermöglicht werden. D.J.

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