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Der Krieg der Listen

Beschuldigt oder gar angeklagt? Kein Problem. Richter können sich schließlich auch täuschen, verkündet die sozialdemokratische PSOE und beläßt José Barrionuevo auf Platz 5 ihrer Liste für Madrid. Seit Ende Januar ist der ehemalige Innenminister von Felipe González der „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Bande“ und der Entführung angeklagt. Er soll die „Antiterroristischen Befreiungsgruppen“ (GAL) geleitet haben, denen in den achtziger Jahren 28 Menschen aus dem Umfeld der baskischen ETA zum Opfer fielen. Die 160.000 Franken Kaution, damit Barrionuevo nicht den Weg eines normalen Kriminellen hinter Gitter antritt, zahlte die Partei. Sein ehemaliger Kollege aus dem Verteidigungsministerium, Narcis Serra, ist Spitzenkandidat in Barcelona. Gegen ihn wird ebenfalls im Zusammenhang mit den GAL ermittelt.

Oppositionsführer José Maria Aznar von der Partido Popular (PP) wird nicht müde, auf die schwarzen Schafe bei den Sozialisten hinzuweisen. Was er gerne vergißt: Seine Nummer 3 in Madrid, Rodolfo Martin Villa, war 1976 bis 1979 Innenminister der Übergangsregierungen von Franco zur Demokratie. Ob „Baskisch- Spanisches Bataillon“ (BVE), „Antiterrorismus ETA“ (ATE) oder „Triple A“ – die Täter kamen immer aus dem Polizeiapparat und damit aus seinem Hause. Bilanz seiner Amtszeit: 13 Tote.

Nur bei den Kandidaten der ETA-Partei Herri Batasuna (HB) sind sich PSOE und PP einig: „Terroristen“ seien sie baskischen Linksnationalisten. Der Beweis: elf inhaftierte ETA-Mitglieder auf der Liste.

Aber es gibt auch einen anderen Kandidatentypus: die Opfer des Krieges. In San Sebastián führen die Mütter von Joxi Lasa und Joxean Zabala die Liste an. Die Leichen der beiden tauchten letztes Frühjahr in Andalusien auf. „Gefoltert und Genickschuß“ lautete das Urteil der Gerichtsmediziner. Zwölf Jahre zuvor waren die beiden von den GAL in Südfrankreich entführt worden. Und Gregorio Ordoñez, Bruder der PP- Kandidatin in San Sebastián, Consuelo Ordoñez, wurde vor einem Jahr von ETA ermordet. Reiner Wandler

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