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: Siebzehn Thesen zu Vulkanesen

Kommen wir zum Bremer Vulkan. Moment, wer da gleich angeödet zur Sportseite zappt, tut zwar, was ich normalerweise auch tun würde (hätte ich dies nicht selbst geschrieben), läßt damit aber auch alle „Vulkanesen“ im Stich. „Vulkanesen“ heißen laut ARD und taz („Vulkanesen wollen von nichts gewußt haben“) Personen, die auf dem „Bremer Vulkan“ arbeiten und dortselbst „tanzen“.

Auf der Welt gibt es 23.000 Vulkanesen, ein paar hundert Vulkanisierer, zwei Handvoll Vulkanologen, den Vulkanier Spock sowie einen Boxtrainer namens Manfred Vulke. Trotzdem habe ich bis vor ein paar Wochen von den massenhaft auftretenden Vulkanesen genauso wenig geahnt wie vom verlockenden Berufsbild eines Vergleichsverwalters. Allerdings hatte ich da auch noch keine Vorstellung, wie adrett es aussieht, wenn ein stolzer Bremer SPD-Bürgermeister ausgerechnet des Wirtschaftsministers Sohlenleder dick mit Speichel versiegeln muß.

Noch eine Erkenntnis spie der „Bremer Vulkan“ direkt in meinen Griffel: Der Kommunist Matthias Thesen heißt seit einiger Zeit MT, die nach ihm benannte Wismarer Werft nur noch MTW. Keine Frage, und wenn, dann eine der Vulkanesenehre: Als alle treudeutschen Schiffbauer für den marinen Rettungsschuß schufteten, meinte der Reichstagsabgeordnete MT sich von 1933 bis 44 in einem speziellen Lager konzentrieren zu müssen, blieb elf Jahre unentschuldigt der Arbeit fern und ging dann einfach tot! So einen „Arbeiterführer“ würde ich auch abkürzen, wenn ich Vulkanese wäre.

Da nehme ich doch lieber Namen wie „Hennemann“ oder „Rexrodt“ in den Mund, ganz laut, und sogar mit Vornamen sag' ich die! Oder ich rufe: „Alfred Gomolka!“ Mecklenburgs rüstiger Altpremier hat es verdient. Neulich im ORB-Interview entfuhr ihm „Matthi--- äh, MTW- Werft“. Matthias-Thesen-Werft. Hübsch. Als wollte er MT ins Massengrab hinterherrufen: „Aahaaa, aahaa, du bist so heiß wie ein Vulkan, aahaaa, aahaaa, und heut' verbrenn' ich mich daran.“ Tony Holiday/André Mielke