: Unterm Strich
Tom Schilling, der langjährige Chefchoreograph der Komischen Oper in Berlin, ist in Essen mit dem Deutschen Tanzpreis 1996 ausgezeichnet worden. In der Begründung heißt es, Schilling habe das Bild des künstlerischen Bühnentanzes in der DDR geprägt. Der 68jährige Künstler, der sich 1993 zur Ruhe gesetzt hatte, habe den klassischen Tanz mit zeitgenössischen Ausdrucksformen angereichert. Gleichzeitig sei es ihm gelungen, bei Gastspielen eine Brücke zwischen Ost und West zu schlagen (diese Übung fällt eher ins „Sport“-Ressort). Schilling begann seine Tänzerlaufbahn in Dresden, Leipzig und Weimar. 1956 wurde er Ballett-Direktor an der Dresdner Staatsoper. 1965 verpflichtete Walter Felsenstein den Künstler als Chefchoreographen für sein Berliner Haus.
Gezeter im Vorfeld der Filmfestspiele in Cannes: Die Premiere des neuverfilmten Thrillers „Diabolique“ mit Sharon Stone und Isabel Adjani in den Hauptrollen fällt möglicherweise flach. Die Witwe des französischen Regisseurs Henri-Georges Clouzot kündigte an, als Erbin der Filmrechte gegen die Produzenten des Remakes vor Gericht zu ziehen, da diese für eine Neuverfilmung keine Genehmigung hätten. Clouzot hatte die Geschichte eines Schullehrers, der von seiner Ehefrau und seiner Geliebten ermordet wird, 1955 verfilmt. Seine Witwe Ines Clouzot erklärte jetzt vor Journalisten, die US-Produzenten hätten lediglich die Rechte an dem Roman gekauft, auf dem der Film beruhe, nicht aber die eigentlichen Filmrechte. Die Neuverfilmung enthalte aber zahlreiche Szenen, die nicht im Roman geschildert seien und die ihr Mann selbst erfunden habe. Dazu gehöre auch die berühmte Mordszene in der Badewanne. Die Produzenten hätten sich erst nach Abschluß der Dreharbeiten gemeldet und ihr nur „ein paar lausige Dollar“ angeboten, berichtete Ines Clouzot. Sie wolle nun verhindern, daß der Film in die Kinos komme.
Der Regisseur Peter Lilienthal ist als Direktor der Abteilung Film- und Medienkunst der Akademie der Künste Berlin/Brandenburg zurückgetreten. Diesen Entschluß habe er Akademiepräsident Walter Jens vor einigen Tagen mitgeteilt, bestätigte die Akademie auf Anfrage. Zu den Gründen konnte sich Akademiepressesprecher Klaus-Peter Herbach nicht äußern. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wollte Lilienthal mit seinem Rücktritt nach elf Jahren Veränderungen provozieren. Der Regisseur werfe der Akademie vor, sich seit dem Fall der Mauer nur mit kleinkarierten Ost-West-Querelen zu beschäftigen, statt in internationalen Dimensionen zu denken. Statt neugierig in die Zukunft der jungen Künstler zu blicken, fröne sie dem Kunsthistorizismus. „Das wirkliche Leben wird bei uns vergessen“, zitiert das Blatt aus dem Brief von Lilienthal an Jens. Bis zu den Neuwahlen im nächsten Jahr wird Vizedirektor Reinhard Hauff das Amt übernehmen.
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