: Auch RAF-Sterne helfen nicht weiter
■ betr.: „Eine höchst obskure Links guerilla“ u.a., taz vom 28. 2. 96
An der AIZ finde ich vor allem die Gründungszeit bemerkenswert. Seit über zehn Jahren lassen sich Anschläge und insbesondere die Morde an Carsten Rohwedder und Alfred Herrhausen keinem bestimmten Täter oder Tätergruppen zuordnen. Da helfen auch noch so schöne RAF-Sterne nicht weiter. Wer beweist eigentlich, daß es diese RAF als eigenständige Gruppierung überhaupt noch gab? Hängt der Tod von Wolfgang Grams vielleicht damit zusammen, daß in einem Gerichtsverfahren gegen ihn auch diese Morde hätten thematisiert werden müssen?
Daß die offiziellen Darstellungen, insbesondere zum Mord an Herrhausen, nicht stimmen, ist spätestens seit dem Widerruf der „Kronzeugen-Aussagen“ des Siegfried Nonne klar. Ermittelt wird übrigens nicht mehr gegen Nonne, sondern mit ausdrücklicher Billigung des Hessischen Justizministers gegen die Journalisten, die den „Fall Nonne“ in einem Buch thematisierten. Unbeantwortet ist die Frage nach den Mördern. An die „RAF“ als Täter glaubt im beruflichen Umfeld des Herrn Herrhausen ernsthaft niemand.
Zurück zur AIZ. Selbst die taz verbucht zu meinem Erstaunen die Blockade einer Straße als „Anschlag“. Zitat: „Solingen, 18. 8. 93. Blockade vor dem Wohnsitz des ehemaligen GSG-9-Beamten“... Was bitte soll das?
Sicherlich ist es lebensgefährlich, wenn in Siedlungen Haustüren gesprengt werden – es ist aber mindestens genauso blödsinnig. Ich finde, das riecht stark nach Provokation, zumal wenn diese Anschläge im zeitlichen Zusammenhang zur Beratung wichtiger „Sicherheitsgesetze“ und parallel zu Haushaltsberatungen erfolgen. Die Orientierung auf den Islam paßt sicherlich rein zufällig – ins neue Feindbild des BND und anderer Dienste. „Islamismus“ ist laut Porzner derzeit eine ganz wichtige Aufgabe der Pullacher.
Aber – das muß nichts heißen. Ich jedenfalls beobachte mit großem Interesse die weiteren Ermittlungen in Sachen AIZ. Helmut Lorscheid, Bonn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen