: Nato-Friedenstruppe soll tote Bosnier beschützen
■ Aufgabenerweiterung zur Unterstützung des Kriegsverbrechertribunals
Brüssel/Sarajevo/Zagreb (dpa) Die Bosnien-Friedenstruppe „Ifor“ wird künftig auch Massengräber in Bosnien zur Beweissicherung von Kriegsverbrechen bewachen. Darauf einigte sich gestern der Nato-Rat in Brüssel. „Wenn insbesondere das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Ifor um Unterstützung bittet, werden wir uns dem nicht verweigern“, sagte ein Nato-Vertreter. In Nato-Kreisen wurde erklärt, daß es sich die Truppe nicht leisten könne, abseits zu stehen, wenn etwa bosnische Serben versuchen sollten, an Schauplätzen von Kriegsverbrechen zu manipulieren.
In Sarajevo verhinderten die Ifor-Truppen gestern mit der Androhung von Gewalt einen schweren Konflikt zwischen muslimischen und kroatischen Polizisten. 20 kroatische Polizisten aus der nahen Kroaten-Hochburg Kiseljak hatten in der Nacht widerrechtlich die von der serbischen Polizei aufgegebene Polizeistation des Sarajevo-Stadtteils Hadzici besetzt. Unter dem Druck der Ifor räumten sie die Wache am Morgen, nur eine Stunde bevor die muslimisch dominierte Föderationspolizei die Kontrolle über Hadzici übernahm. Die Polizisten hinterließen aber eine Minenfalle, die von Sprengstoffexperten entschärft werden mußte. Beobachter vermuten hinter der Kontroverse handfeste ökonomische Interessen. Kroatische Geschäftsleute in Kiseljak pflegten in der Vergangenheit zu den Serben in Ilidza und Hadzici gute Verbindungen. Viele der aus Ilidza und Hadzici geflohenen Serben sollen ihre Häuser und Grundstücke vor der Flucht an Kroaten aus Kiseljak verkauft haben.
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